tag:blogger.com,1999:blog-26388498700947708282024-03-19T05:42:14.005+01:00drunken newsDie Bedingung für die hiesigen Beiträge werden die betrunkenen Zustände ihrer Autoren sein. Der Drang, Sorgfalt walten zu lassen - fair zu sein, den Ernst ernst zu nehmen - bekommt einen netten Drall, wenn der Kopf sich dreht. Ist es nicht schön surrealistisch, mal sein nur-halb-Bewusstes auf Potenziale zu durchleuchten? Prost.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.comBlogger120125tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-74021572920668684462013-04-22T16:10:00.000+02:002013-05-20T16:14:51.862+02:00Fazit der TrunkenheitsforschungDie Idee eines einzelnen Seins ist eine Illusion. Unsere Schwankungen haben ihre Wirkung auf den Inhalt und die Stoßrichtung unserer Worte: Man will eines Themas, einer Erfahrung habhaft werden und braucht dafür auch die Emotion. Denn menschliche Haltungen sind im Kern keine Argumente, wie uns der rationale Geist manchmal vorgaukelt, nein, sie sind oft nur eine inbrünstige Reaktion auf uns provozierende Ereignisse, die wir erleben und fassen wollen. Wir müssen uns zu solchen Erlebnissen verhalten - nur kommt es meist nicht dazu, nüchtern wie wir sind. Dieses Blog wollte das kontrollierte, einzelne Sein überwinden. Ist es gescheitert?<br />
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Das ist die völlig falsche Frage und zeigt, dass der Leser noch nichts verstanden hat. Wer ein Ziel verfolgt, war auf dieser Seite immer vergebens, denn sie wollte nie irgendein Ende oder ihm gar dienen. Erst dieses Fazit ist somit ein Moment des Scheiterns dieses Blogs. Immerhin: Es gab eine vage Methode, wie die hiesigen Beiträge verfasst wurden und diese hieß schlicht ‘Alkoholkonsum‘.<br />
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Die Aufregung, die mancher Beitrag großspurig inszeniert, wäre ohne einen gewissen Pegel nicht denkbar gewesen. Das Bier und andere Getränke sorgten für eine lockere Zunge und pathetisch drängende Formulierungen, die sich mit der üblichen Sprachüberforderung durch flüssige Drogen messen wollten und diese als Entschuldigung auch immer hinter sich wussten. Ein süffiger Ort, an dem Unfairness leben durfte und meine Emotionen den Ausgang jedes Textes genervt erörterten. Aber ging es hier lediglich um den gerechten Zorn wie in jedem anderen Blog auch?<br />
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Ein sehr bürgerlicher Aspekt, dieser gerechte Zorn, geht er doch von einem lohnenden Diskurs über den Diskurs aus. Diese angeblich gerechte Geste setzt voraus, dass man sich gegenseitig sehr ernst nimmt, sich selbst auf eine Aussage verpflichtet - zumindest auf das, was man schreibt - und Kontinuität für ein einzelnes bürgerliches Sein pflegt und akzeptiert. Das Ausrutschen, wie es hier regelmäßig in Kauf genommen wurde, steht diesem kontrollierten Sein natürlich entgegen. Und trotzdem schleift man immer weiter seine Haltungen für das reale Rollenleben. Aber auf Drunken News durfte dieser Moment der Selbstjustierung scheitern. Er fand in einem impulsiven, halbbewussten Delirium statt, das einen am nächsten Morgen immer staunen lässt. Ja, ein selbstgerechter Zorn ist der größenwahnsinnige Stil vieler Blogposts, ließ sich an diesem Ort beim zweiten Lesen am Tag danach aber nie ganz aufrecht erhalten.<br />
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Ob nun selbstbewusste oder selbstverzweifelte Äußerung: Es ging hier um eine emotional begründete Meinungsfreude und die Disziplin, nicht allen Spuk nach den Saufgelagen mit in die Welt der Träume zu reißen, sondern ihn auszusprechen. Es war nicht immer leicht, denn man ist müde, wenn man seine Wohnung nächtens endlich erreicht. Oft wollte ich mit meinen Eindrücken lieber im verdienten Schlaf versickern, bin auch gelegentlich beim Schreiben eingeschlafen, um beim nächtlichen Aufwachen auf dem Sofa sofort weiterzufaseln. Ein völlig absurder Ehrgeiz. Hätten nicht über Twitter ein paar Leser den Weg zu mir gefunden, ich hätte den Schlafentzug als sinnlosen Masochismus verbuchen müssen.<br />
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Aber ich war mir bewusst, dass niemand dieses Experiment versteht. Ich hätte gerne mehr Mitstreiter gehabt, aber das Risiko war den meisten Freunden zu hoch. Sie kennen anscheinend nur Texte, für die man sich sein Leben lang ernst nimmt. Sie sahen keinen Sinn darin, zu fallen und sich der emotionalen Innereien bewusst zu werden, ein Gefühl gegenüber Fakten einfach mal zuzulassen, Schwäche statt unangreifbare Argumentationen anzustreben. Dass es bei Politik durchaus darum geht, für eine Sache allein Kraft seines Menschseins einzutreten, das war die Übung dieses Blogs. Ich danke allen, die es hier versucht haben und schließe diese Seite nun für mich. Es gibt <a href="https://twitter.com/GNZmag">neue Gonzo-Projekte</a>…<br />
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Es grüßt euer<br />
<a href="https://twitter.com/Feedforth">Felipe D. Gonzo</a><br />
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<a href="http://drunkennews.blogspot.de/2012/05/medienbestien.html">Medienbestien</a><br />
<a href="http://drunkennews.blogspot.de/2011/06/phanomenologie-der-emporung.html">Phänomenologie der Empörung</a><br />
<a href="http://drunkennews.blogspot.de/2012/05/narratives-desinteresse.html">Narratives Desinteresse</a><br />
<a href="http://drunkennews.blogspot.de/2012/01/poetische-erfahrung.html">Poetische Erfahrung</a><br />
<a href="http://drunkennews.blogspot.de/2011/03/was-ist-soulfood.html">Was ist Soulfood?</a><br />
<a href="http://drunkennews.blogspot.de/2011/01/mehr-oder-weniger.html">Mehr oder Weniger</a><br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>vorbei<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>post-irgendwas<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Muss mehr Blogs töten. Muss mehr Blogs töten. Muss mehr...Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-82296371217272415992013-03-18T23:36:00.001+01:002013-03-18T23:36:23.976+01:00Anlauf leerer WorteEs gibt Zustände, über die man sich selbst wundert. Diese Welt in der Mitte zwischen diffusen Empfindungen und neuer Orientierung, wenn man spürt, es fällt bald eine Entscheidung in deinen suchenden Gedanken, die das Alte nicht mehr vollends trägt. Ich trinke nun, um etwas schärfe in die Wort zu bringen, Fortschritt zu fordern im lavierenden Selbst, das reagieren will. Aber auf was?<br />
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Bin ich bedroht? Nein. Es kratzt nichts an mir. Es ist eher ein Vakuum, das ich nicht mehr füllen möchte, das mich bewegt. Ich fühle mich gerne zuständig und war immer fähig, beizutragen. Doch mein Dauerinteresse an Passanten und Mitmenschen ebbt, schwindet. Nicht weil sie jung sind und mit sich beschäftigt, sondern aus Langeweile, weil immer das gleiche siegt in den selbstgefälligen Nichtsnutzen unserer Zeit. Sie nehmen diese Welt nicht mehr wahr, sind nicht mal mehr blasiert, sondern höchstens unberührt von Menschen außerhalb bestehender Kontakte, unrockbar in ihrem unpolitischen Dasein. Wenn man das Schenken zu seinen Hobbys zählt, wird man in dieser Welt nicht mehr glücklich. Kann man darauf überhaupt reagieren? Soll ich ein anonymes Spendenkonto einrichten, auf das ich alleine einzahle? Was bringen mir die flüchtigen Kontakte, wenn ich mit ihnen nichts mehr auf die Beine stellen werde, da sie mich anöden, meinen arbeitenden Geist nicht mehr wert sind. <br />
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Früher war ein persönliches Verhältnis die Basis für mein Grundvertrauen in jeden Menschen. Ein gewisses gegenseitiges Verständnis führte zu der Annahme, in Zukunft an einem Strang ziehen zu können, in gewissen Situationen verlässlich zu sein. Wenn dieses nicht mehr möglich ist mit dieser beliebigen Menschheit in den Straßen der Stadt, wieso weiter Altruismus vorleben, das Ego zurückstellen, um andere wirken zu lassen, uninspirierten Vögeln Ernst entgegen bringen, weil man jedem das Recht auf sein Stück Weg gibt, das er zu gehen hat? All die Härte, die man so oft zurückgehalten hat: Warum lässt man nicht dem verbalen Amok freien Lauf, weist die einfältigen Möchtegern-Lebenserfahrenen in ihre Schranken, nutzt seine langjährige Technik für Tiefschläge, die Herz und Geist in einem treffen, würgt die Charakterpimpfe, bis sie das Paradies für einen Atemzug halten? Das alles ist keine Option, denn ich bin kein Aggressor. Doch auch nicht mehr ein Freund dieser Welt. Ich werde mich nie für den Zynismus entscheiden, doch ich mache inzwischen Unterschiede bei meinen Bekannten, die ich nie gewollt habe. Ich wollte immer offen bleiben. Es wird wie immer niemand bemerken. Ich bleibe Einsiedler in meinen Gesten. Und bin weiterhin ratlos, wohin ich gehe und unter wem ich wohnen werde. Ich werde es mir nicht leicht machen, wie die anderen. Aber es wird eine Entscheidung geben.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>zu früh für Endgültiges<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Bierschwere Worte<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Aufbruch ab BruchFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-74136786019836241962013-01-27T23:43:00.000+01:002013-01-29T01:27:58.567+01:00Macht euren Scheiß alleinIch möchte mit einem Großteil des Internets nichts mehr zu tun haben. Weil ich das Gefühl habe, dass ich dort keine Rolle mehr spielen darf. Ich als Person männlichen Geschlechts bin nun unerwünscht.<br />
<a name='more'></a><br />
Wenn ich etwas äußere, muss ich davon ausgehen, es wird entweder als Übergriff oder zumindest als Hinweis auf reaktionäres Gedankengut gewertet. In Gesprächen schwebt gefühlt immer ein Damokles-Schwert über mir, weil eine Frau in ihrem Empfinden mit subtilen, politisch unkorrekten Annäherungen oder gar Attacken rechnen will, schlicht da ich das falsche Geschlecht habe. Hässliche Zeiten einer Moral Majority, die zum Einen in gerechtem Zorn und gleichzeitig höchster Sensibilität auch für die kleinsten eigenen negativen Erlebnisse über die Netzöffentlichkeit wacht. Ja, ich empfinde es langsam so. Ja, dieses Empfinden hat Relevanz, allein, weil ich es empfinde. Dieser Wust an negativen Männergeschichten, die längst das Thema Sexismus verlassen haben und jede unerwünschte Anmaßung eines Gegenübers mit in die Abrechnung mit einbeziehen, auch die unsäglichen sexuellen, körperlichen. Dieser Wust vom kleinsten zum größten Vorfall wird niemals als Gewalt gewertet. Er ist in den Augen der Autorinnen gerecht, eine späte Strafe für einen konkreten Schuldigen. Dieser jenige sitzt idealerweise gerade vor seinem Display und bildet sich selbst ausgiebig im Archiv der weiblichen Traumata. Nein, dieses Gesamtbild vom modernen Mann ist keine Art von Gewalt. Es ist gerechtfertigt und längst überfällig. Denn Männer sind, wie Männer sind.<br />
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Die Verantwortung für dieses erneut zutage getretene Bild liegt bei uns Männern. Unsere Komplexität und Vielschichtigkeit spielt hier zur Abwechslung mal keine Rolle, denn wir sind für den schlimmsten und den beiläufigsten Vorfall zuständig und bitte auch damit gleichzusetzen. Es hilft auch nicht, sein Leben lang verlässlich für die Sorgen, Unsicherheiten und Chancen von Frauen dagewesen zu sein, sich dort idealistisch alltagspolitisch für starke Frauen engagieren, sich für jede Persönlichkeit zu freuen, wenn sie zu recht über Dir steht, fähiger ist als Du, es ihr leicht zu machen, damit sie die existierenden Hürden für Frauen in Beruf und Gesellschaft überwindet. All dies gewachsene Vertrauen und der liebevolle Umgang ist zu recht nicht der Rede wert, denn richtige Politik macht man mit Abziehbildern und der Überwachung dieser simplen Wahrheiten. Jede muss von den bösartigen Geschichten auf einen einzelnen Mann schließen dürfen, oder wie suggeriert: auch müssen. Dies ist gewollt. Es nennt sich Sensibilisierung. Und wo der einzelne Fall noch für einen Aufschrei-Tweet ausreicht, dort darf der einzelne Mann mit seinen Emotionen und Gefühlen natürlich nicht mehr existieren: Er taugt in dieser Debatte einfach nichts.<br />
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Ich möchte mit einem Großteil des Internets nichts mehr zu tun haben. Es wundert euch wahrscheinlich nicht mal, dass der böse Mann sich für euer berechtigtes Misstrauen nicht mehr vor den Wagen spannen lassen möchte. Sucht euch andere Projektionsflächen für euren Hass als mich. Ich bin raus.<br />
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Ist das schade? Ich könnte zumindest noch über vieles schreiben: Den Diskurs (Foucault), Kodetermination, Vertrauen als Basis für Kommunikation, Evidenzproduktion und Macht an sich, den Machtkampf und den Sinn des umgedrehten Spießes im Mem Mann/Frau, den Sexismus eben. Doch ich werde dies ab heute nur noch mit echten Menschen besprechen, nicht mit Personen, die selbstgerechte Ankläger ganzer Geschlechter - ob für oder gegen - sind. Macht euern Scheiß alleine, reduziert eure Mutter!<br />
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Ich habe eure aufschrei-Tweets nie gebraucht, um Sexismus zu erkennen und zu benennen. Entscheidend is aufm Platz. Ich war und bin draußen, scheiß Meta-Rache-Wohlfühl-Netz.<br />
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Viel Glück, Du pseudo-intellektuelles Internet. Ich bin raus aus deiner Sexismus-Debatte. Als Mann muss ich in dir hyper-souverän sein, darf in meinen Handlungen keine Unsicherheiten mehr zeigen, geschweige denn Fehler machen in der Kommunikation mit dem anderen Geschlecht. Ich kenne nun keine Stadien des Werdens und Lernens dazwischen mehr, bin als Mann für Unsauberkeit, Pubertät, für jede Schwäche und alles Unstabile, Phasenhafte vor dem Zeitgeist anklagbar. Ich bin für jegliches Scheitern verantwortlich. Der Versorger par excellence. Sexistische Kackscheiße. Merkt ihr nicht.<br />
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Mein Stolz und meine Ehre hängt zumindest davon ab, dass ich all dies nicht bin. Ich bin ein Mensch, und wie alle einer derjenigen, der das mit dem Übermenschen höchstens versucht, nicht darauf verpflichtet werden kann. Ich mache Fehler und bin emotional auch nicht sehr stabil - wie dieses Blog gelegentlich belegt. Und so werde ich wohl weiterhin nicht ein Mann eurer Träume sein, sondern stolpern und mir das erlauben. Irgendwie seid ihr hier das Klischee: Ihr macht es euch selbst.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>alle negativen Erfahrungen von immer auf einmal<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Anscheinend immer schon überflüssig (zur Zeit: Bier)<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Zeigefinger beherrschen die WeltFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-30012438728257835092013-01-20T23:22:00.001+01:002013-01-20T23:22:07.361+01:00Botenhelden<br />
Mich langweilen sie manchmal, die Neuigkeit und der Erkenntnisgewinn. Sie sind zusammen die typische Geste der meisten Schriftbeiträge, die einem im Netz entgegenfallen. Etwas passiert. Es wird daraus auf das Große geschlossen. Müssen wir jetzt alle…? Kann man noch von diesem oder jenem sprechen…? Hat sich die Welt verändert…? Ja natürlich. Was für eine Nachricht. Wir leben in der späten Moderne, Baby.<br />
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Ich halte solche Omen-Texter immer häufiger für geistig zurückgeblieben. Wer bei jedem Fitzel Information weit die Augen aufreißt, für den hat dieser Akt entweder etwas ganz und gar Erotisches, oder er hält seine Naivität für heroischen Forscherdrang. ‘Zeichen’ deuten nur die Huren eines Gottes, die hinter allem weiter die Gesamtheit einer Welt mit Plan vermuten. Liebe Boten und ehrfürchtige Helden: Willkommen in der Renaissance.<br />
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Diese Geste, am Puls der Zeit zu sein, gar ihr klügster Spontan-Interpret, ödet gerade mich an? Ja. Es ist der klassische Job einer PR-Agentur, die mit jedem Nachrichtenwert die Welt wieder auf ihr Unternehmen münzt. Ein Putzjob für die eigenen Ego-Interessen, gefährdete Selbstkonstruktion. Vielleicht wird einigen der Spruch “The medium is the message.” nie erklärt, die Geste des interpretierenden Handelns ist zumindest reine Verzweiflung, denn sie ändert nichts, wenn man Mechanismus eines medialen Spektakels ist.<br />
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Als Empath empfinde ich dieses Handeln als Blase, als verkrampfte Routine getrieben von frühen Kommentaren der Konkurrenz, als künstlich bemühtes Lächeln in die vielen Sendekanäle der neuen Kommunikationsteilnehmer. Als sei die reine Verwurstung und Niederschrift eines Nachrichten-Ereignisses bereits gelassene Selbstironie, die Souveränität eines modernen Menschen. Die Katharsis als Erlösung. Mitnichten. Die Überforderten hoffen es wohl weiterhin.<br />
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Nein, ich mag zwar manche Verschwörungstheoretiker dieser Welt nicht, aber ihr Misstrauen bei jedem angeblichen Fakt, der uns begegnet, zeugt auch von einer langsamen Theorie dieser Welt. Fast schon zu beneiden sind diejenigen, die längere Linien in dieser Welt erkennen, länger als Fünftagewochen. Denn die Nachricht an sich ist keine Neuigkeit, Nein, diese Zeiten sind vorbei. Erkenntnisgewinn ist auch kein Update mehr, aus einer Neuigkeit entwickelt sich kein neuer Ausgangspunkt und ich weigere mich zudem, dies zu behaupten. Aus Wissen muss sich Handeln schöpfen, nicht immer neues Wissen. Die Bereitschaft, mit Taten einzustehen für Dinge, mehr als der wohlig moderne “Es bewegt sich irgendwas in dieser Welt“-Schauer beim Kaffee am Frühstückstisch.<br />
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Die Flöße auf dem reißenden Nachrichtenfluss, die bei jeder Stromschnelle an Theorien eines kommenden Wasserfalls basteln, langweilen mich nicht nur: Ich will sie fallen sehen. Unpolitisches Gesocks, das nur noch spricht und sich für die Moderne hält. Ich zweifele an eurer Konsequenz. Shoot the messenger if it’s his only profession!<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>nicht mehr neu<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>angetrunken (auch nicht mehr neu)<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Mal wieder was neues schreiben ohne Nachrichten.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-30668076088016145412012-12-25T02:52:00.000+01:002012-12-26T21:57:37.131+01:00Sind wir sendegemästet?<br />
Weihnachten war komisch. Es wurde sich nicht mal gestritten während der Vorbereitungen oder bei Tisch, es kamen niemandem wütend die Tränen. Doch der schöne Schein trügt. Klar, wir hatten unseren Spaß bei der Arbeit, beim Kochen, Putzen, Spazieren gehen und ja, auch das mit den Geschenken war ein netter Moment. Aber es war nicht nur der fehlende Stress, der diese Weihnacht zum Schlechten veränderte; es waren die Gespräche, die in Vertrautheit nur so stumpften.<br />
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Jeder schien auf seine Weise erschöpft vom Jahr. Man hatte sich recht häufig gesehen und wie immer bei nah aufeinander folgenden Familienfesten, ging einem irgendwann der Gesprächsstoff aus. Die Belustigung wurde ein härteres Geschäft und Diskussionen, die man begann, endeten in den gleichen Positionen, die man erwarten konnte. Das Spiel schien ausgespielt. Dabei waren die alten Feste immer Momente des Sendungsbewusstseins. Es wurden durchaus gegenteilige Meinungen ausgetauscht und nachvollzogen, man erklärte sich seinen Teil der Welt und gewann seine Haltungen. Die Zukunft schien noch etwas Reales zu sein. Nicht diese Weihnacht, denn wir alle brauchten die Ruhe im dortigen Jetzt.<br />
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Wir alle waren durchaus dünnhäutiger und gleichzeitig latent gleichgültig am Austausch interessiert. Das einzige, dass uns im Reden nach vorne brachte, war das Senden, das Statement des unabrückbaren Eigenen, ein monarchisches Denken des Verkündens, der Feststellung. Ich glaube, das Rezipieren wird in ermüdeten Gesellschaften überschätzt. Die Interface unserer Medien kommen uns da sehr entgegen. Nichts ist kraftneutraler, als die Formulierung des eigenen Seins, alles andere ist für den überlasteten Menschen tatsächliche Arbeit, wenn das Gegenüber klare Meinungen vertritt. Wollen wir wirklich noch lesen bzw. empfangen? Mal ehrlich.<br />
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Ich meide gerade mein Twitteraccount und spüre in mir selbst den steigenden Drang, zu posten, in einem Umfeld zu agieren, das mir standardisiertes Feedback, messbare Wirkung, Interaktionen verspricht. Dass solche Kanäle nicht die Ursache für Lethargie, sondern eher Symptom für dieses ‘nicht aufnehmen wollen’ sind, davon bin ich inzwischen überzeugt. Bei immer mehr Informationen und Medienanlässen eine unintuitive Analyse. Doch die Flut erlaubt uns, nur noch uns selbst zu senden und die soziale Arbeit der Kommunikation beliebig, je nach Laune zu ignorieren. Das bürgerliche Ich setzt seinen Siegeszug fort. Die Selbstsucht ist kein leeres Wort, sie war die Realität jeder Jugend seit je her. Aber unsere Generation hat die Medien, um sie flächendeckend zu perfektionieren und uns von jeder lokalen Verantwortung zu lösen. Nun schweben die medial aufgehübschten Menschlein über der Erde und haben das ver stehen verlernt.<br />
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Ich persönlich meide bewusst “schöne” junge Menschen für das Gespräch. Ich vergesse dieses Vorurteil zwar bei jeder Gelegenheit, aber in diesem Text am Ende des Jahres habe auch ich mal das Recht auf etwas Müdigkeit in meinen Ausführungen …sendet mal ne zeitlang ohne mich, ihr digitalen Kopien.ohne Bedürfnis nach schwieriger sozialer Realität. Irgendeine Photosammlerin wird euer Ego mögen und Euch akzeptieren, so denkfaul ihr auch seid. Selbstverliebte Ichs sind euer Kapital. Sendet sie hinaus in die Welt, trainiert eure innere Monarchie, feiert die Exklusion der Zwänge und baut euch Clubhäuser, um isoliert, mitten unter Gleichgesinnten mental zu veröden.<br />
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Senden.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>Heiligabend nachts, vor dem Senden.<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Sekt und Selters. und Rotwein.<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Die Müdigkeit und das GesprächFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-26151785686693246262012-10-10T00:12:00.003+02:002012-10-10T00:23:39.466+02:00Oder wie mein Erzfeind meinte..<br />
..Wir brauchen keine Denker. Was nützen uns diejenigen, die an sich arbeiten, anstatt das Bestehende reibungslos zu verbessern, effektiver zu gestalten. Jeder sollte seinen Platz finden und nicht verlassen, denn die Rollen, die es gibt, wurden längst zeitlos definiert. Der ständige Griff nach Anmaßung, einer Durchdringung von Gottes komplexer Schöpfung ist eine unverfrorene Blasphemie.<br />
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Er fuhr fort..<br />
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..Und wenn jemand sich tatsächlich als Inspiration unseres Alltags aufschwingen will, so sollte er in seinem Leben zumindest Linie vorweisen, Lebensläufe bürgerlicher Geradlinigkeit an seine Hauswand plakatieren können. Diese frechdreisten Geisteswissenschaftler, die sich nicht end- und ausbilden lassen, ewig in sich sammeln, alte Philosophen plagiieren, die Leihbibliotheken allen Konsumgütern vorziehen würden, für die sie eigentlich das Geld zwingend lieben müssten. Genau diese Kulturmenschen unterwandern alle Wirtschaftssysteme, die uns doch letztlich ernähren müssen. Lesen und Schreiben sind ein Witz, sind beileibe keine produktiven Tätigkeiten, denn sie ziehen jedes Handeln nur unnötig hin, verzögern, fördern das unnötige Zweifeln, zersetzen die Wahrheiten.<br />
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Mein Erzfeind räusperte sich..<br />
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..Mal ehrlich: Es kann doch gar keine klügeren Menschen geben, als die, die bereits erfolgreich und mächtig sind, denn die wahre Qualität des Überblicks korreliert mit dem etablierten Durchsetzungsvermögen in Wirtschaft und Staat, mit konkreten Mengen an Geld, die man verdient, ist proportional mit dem Zugang zu den richtigen Kreisen. Alles andere wäre doch eine Verkennung jahrhundertealter Empirie.<br />
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Und er legte nach..<br />
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..Nur wer sich selbst wirklich ernst nimmt und in jedem Moment seiner Jugend an seine Karriere dachte, besitzt tatsächliche, wahre Integrität und einen vernünftig wachen Geist, wird in diesem Land gebraucht. Und wer sich gar als Künstler produziert, übernimmt niemals Verantwortung, sondern will nur irgendwelche Abfälle verwerten, seine Käufer betrügerisch hinters Licht führen. Solch Müllwissen, das durch absurde Techniken, Versuche und Experimente entsteht, wird diese Welt niemals positiv verändern, sondern uns nur randwertig ins Chaos stürzen, Seuchen des Anarchismus, einesWahnsinns verbreiten. <br />
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Er eiferte weiter..<br />
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..Jede Art der Zeitverschwendung ist ein Verbrechen am modernen Fortschritt, den jede weitere Frage nach dem sogenannten “Sinn des Lebens” doch nur weiter und weiter aufhält, verkompliziert, obwohl eine simple Welt ohne unnötige Empathie schon Morgen möglich wäre. Der Charakter eines Menschen, aller Menschen wird unsere Welt niemals retten, denn der Volkswille marodiert sinnlos, unplanbar, erodiert alle Handlungsfähigkeit unserer Staatenlenker und Machtmenschen. Problemlösen ist kein kreativer Prozess, kein internationales Brainstorming, kein Experimentieren, sondern besteht schlicht aus Rezepten, das die Administratoren der Macht von echten Experten erlernen konnten. All die Kritiker sind doch nur neidisch, da schlicht uneingeweiht in geheimsichtliche, technokratische Lösungen.<br />
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Es schien kein Ende zu nehmen..<br />
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..Ein Vertrauensvorschuss ist nicht die Aufgabe der Spitzen, sondern die Pflicht aller niederen Schichten, die an ihrer offensichtlichen Unbildung übrigens nicht schuldlos sind. Es ist die Faulheit, die das Verständnis der Untertanen verhindert, denn sie könnten es verstehen, warum sie den Autoritäten in jeder Entscheidung folgen müssten. Es braucht somit keine Lehrer, keine aufwändige Allgemeinbildung für jedermann, sondern härtere Disziplin, keine Motivation und Hilfestellung. Das Geistesleben unseres Landes hat die Dummen gefälligst nicht zu berücksichtigen, sondern ins Militär zur Gehorsamsschulung zu stecken, diese Bauern, die Weltpolitik spielen wollen.<br />
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Mein Erzfeind war nun in seinem Element..<br />
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..Der wahre deutsche Geist lebt in Herrenzimmern bei Zigarre und Komfort und in den Chefetagen der Finanzindustrie. Diese Unternehmer bauen, schaffen unser Land, nicht die Arbeitslosen und Weisungsempfänger. Alle Menschen haben gerade nicht einen gleichen Wert, sie sollten die Geschicke dieses Landes nicht gleich bestimmen dürfen, wenn sie auch bisher nicht große Imperien begründen konnten, oder diese Weisheit erbten. Nicht Solidarität, sondern offene Verachtung stellt die adäquate Augenhöhe wieder her. Man kann nur seines Glückes Schmied sein, wenn andere freiwillig verlieren, so ist die Selektion nun mal, gesellschaftliche Natur, unumstößlich. Eine eigene Meinung sollte man sich erst ab einem gewissen Vermögen leisten können, die Aufruhr ist immer nur selbstmitleidiger Schrei all dieser pausenlos Gescheiterten, herrschaftlich Zurückgebliebenen.<br />
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Er mahnte nun..<br />
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..Und wenn jemand wirklich etwas neues wüsste, sollte er sein egozentrisches Taktieren aufgeben, all sein Wissen sofort nach außen kehren, es den strategischen Mächten transparent zur Verfügung stellen, abspeichern und sich schnell wieder in das Loch verkriechen, aus dem er gekrochen kam. Jeder Mensch, der etwas Eigenes behält, ist ein Landesverräter, ein Verschwörer, sollte es endlich dem Herrschaftswissen opfern und bestraft werden. Es gibt keine Performanz, keine handelnden Einzelpersonen, nur eine Kontrollgesellschaft, die uns enthält.<br />
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Er kam zum Schluss..<br />
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..zufällige menschliche Größe muss zermürbend bezwungen, die Individuen ausgehöhlt, auf ihre erotische Erscheinung, Oberfläche reduziert werden. Das Selbst des Einzelnen muss als Ästhetisches verklärt, als Schablone geprägt, an ewigen Stress gebunden und in ewig neuen Trends geschleudert werden, bis es besinnungslos niederkniet, das lächerliche, ausgedachte Selbst. Das Spektakel sollte über diese Welt herrschen und alle Vernunft auf ewig knechten..<br />
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..sprach mein Erzfeind.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>verschwendet<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Out-of-Body Out-of-mind<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Ist es im Spätkapitalismus noch möglich, sich einen Erzfeind zu basteln? Es ist mir nur schlecht gelungen... kann am Bier liegen. Vielleicht bin ich nicht ganz auf der Höhe.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-89458999883027172082012-10-05T01:23:00.000+02:002012-10-11T13:21:47.578+02:00Fliegende Werke. EndwurfMir fehlt das Geräusch zusammengeknüllten Papiers. Die Zerstörung einer Skizze. Der Neuanfang einer Notiz. Das Brutale dieser übertriebenen, energischen Geste unnötig vernichteten Papiers. Es soll Menschen geben, die das Volumen ihres Papierkorbes lieber mit ungeknüllten Blättern füllen: Für mich sind sie kunstlose Gesellen, die der Verschwendung eines Versuches keine Emotionen widmen, niemals mit Herz bei ihrem Werk zugegen waren. Was wollt ihr in dieser Welt? Nüchternen Ernst.<br />
<a name='more'></a><br />
Legitime Gegenfrage: Was will ich in dieser Welt außer die Wut über misslungene Experimente? Gehen meine Würfe Richtung Mülleimer über das Scheitern hinaus? Ich schreibe hier betrunken, ich will sehr offensichtlich stolpern, unbedingt. Kann dies Lebenssinn sein, oder anders gefragt: Wie lange will der Mensch wirklich lernen? Es gibt selbst bei mir gelegentlich Momente, in denen die Ironie schwer fällt, denn ich schenke zu viel. Wer immer nur gibt, Mitmenschen Selbstverständlichkeit vorlebt, wird nie ernten - "war nett. tschüss." - wird lediglich konsumiert.<br />
<br />
Arbeite ich im Geheimen überhaupt noch an Erfahrungen, oder gibt es bald diesen Moment, in dem alles umkippt, in dem die Form-Experimente reine, aus innerer Zerrissenheit geborene Provokationen gegen die Welt und den eigenen Status Quo werden? Will ich, muss ich noch lernen? Ist mein Werkzeugkasten nicht längst ausreichend gefüllt. Ich wüsste nicht, welche text-sprachliche Übung ich nicht durchexerziert hätte. Welche wissenschaftliche Demut bin ich noch bereit zu leben, wenn mir die Selbstironie zum Scheitern fehlt?<br />
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Die Geste des Forschens wäre eine Farce, mein Schreiben lediglich ein inszeniertes Drängen auf neue Formen, neue Wege, neue Schlüsse. Will ich den kompletten Kosmos, den ich im Netz geschaffen habe, wirklich weiter als Referenz, als Beweis für Arbeit an Expertise pflegen, oder meine Erkenntnisse als Stille Erfahrung nehmen und einfach aussteigen? Muss ich für diese Welt ohne Menschenkenntnis weiterhin Objekte, Fußnoten schaffen, damit sie meinen Gedanken Gehör schenkt?<br />
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Verweist der 'Neue Künstler' noch auf seine Werke, oder ist er nur noch Performanz? Es wäre das reine Schenken, gelebte Selbstverständlichkeit, ohne Produkte und Vergangenheit. Irgendwie scheint es mein bitteres Schicksal. Mir fehlt langsam die Kraft. die Energie, die nie ernten muss und nur gibt. Und doch will und kann ich nicht daraus lernen.<br />
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Also flüchte ich mich in jede Kunst, investiere in Experimente, um etwas anderes zu lernen, als dass die Welt keine Menschen braucht, verliere mich in den Zeichen als ephemere Skizzen zukünftigen Wissens, schreibe das Vage, Gescheiterte, Unbefriedigende als Ergebnis und Beweis sichtbar ins Netz, bevor ich diesen bekritzelten Zettel zusammenknülle, wütend, frustriert, hilflos aber nicht nüchtern, und werfe. Es wird niemanden interessieren. außer diejenigen, die das Volumen meines Abfalls für die Mülltonne optimieren wollen. Ich bin lediglich Verschwendung. Mehr höre ich nicht.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>Müll muss raus<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>trunkenes Scheitern for your entertainment<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Werkloses Sein für mehr EremitenFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-16102921305569040872012-08-19T06:06:00.000+02:002012-08-19T13:53:14.676+02:00Am MitternachtsbuffetHabe schon lange nicht mehr doppelt gesehen. Fernseh angeschmissen und nicht weit geguckt, da das Bild dauernd auseinanderstrebt. Überlege, ob ich ab Morgen schielen muss, um die Welt in alter Weise betrachten zu können. Die Wohnung ist schmutzig. Ich kann mich selbst nicht riechen. Es gibt stärkere Duftquellen, wenn man vor dem eigenen Fenster grillt und diverse Schaumgetränke ohne Nachsicht für Wände und Küchenboden entkorkt. Kurze Nachsicht in den Kühlschrank: Die Mädels haben meinen Champagner nicht geschüttelt und gerührt. Alles unter Kontrolle.<br />
<a name='more'></a><br />
Die Herren hatten sich bereits früh abgesetzt. Kurz darauf trafen die vollsten unter den Schaumweinern auf ihre Leute und verließen uns mit Vertretern der Schwarzer-Vollbart-Ich-Bin-Alternativ-Fraktion, von denen sich manche auch für Künstler hielten. Wenn ihr Kunststück darin bestand, betrunkenen, aber ausgerechnet fest vergebenen Frauen südländische Männlichkeit als Charisma zu verkaufen, machten sie ihren Job verdammt gut. Barty-Arty und die blonden Monogaminnen ließen uns als schlagkräftiges Grüppchen zurück.<br />
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Als Gentleman überließ ich den Damen die Wahl des Etablissements für weitere Trinkfreuden. Mache ich nie wieder. Es gibt nichts peinlicheres, als sich vor der Kasse über seine Unentschlossenheit breit auszutreten. Ich pflege gerne gute Verhältnisse zum Türpersonal: Ein Club, der dich am Eingang bereits belächelt, kann nur eine Idee von hübschen Frauen sein, denen man alles verzeiht, weil sie so süß sind und das Bett der zahlenden Gäste so einsam. Beim nächsten Laden zahlte ich schnell und verschwand Richtung Bar. Einen Kurzen brauchte ich sofort. Und auch danach, bis ich kein Trinkgeld mehr an die hübsche Frau hinter der Bar bezahlen konnte.<br />
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Der Laden war angenehm dunkel. Die Musik prallte in ihrer Rockpopigkeit zunächst an meinen Sinnen ab. Überhaupt scheint das Musikaltern ein Fluch - besonders, wenn man sich für einen Musiker hält, weil man ein Instrument besitzt. Mir sind Menschen, die immer nur eine Musik gehört haben dörflich suspekt. Ich zumindest gleiche alles, was als rhythmisches Geräusch an mein Ohr dringt mit einem Archiv an Tauchgängen in verschiedenste Musikstile ab, die ich alle einmal über Jahre und parallel sowieso gelebt habe. Mein GothicMetal-Minimal-Hiphop-Jazz-ElectroClash-Zappa-Hirn langweilte sich kurz. Bier. Kurzer. Aber was beschwerte ich mich? Vor mir tanzten vier hübsche Damen und im Unterschied zu den anderen Flirtgezwängten auf der Tanzfläche küsste ich eine davon regelmäßig. Queen. Guns 'n' Roses. Destiny's Child. Kurzer. Vielleicht war dieser Ort für uns fünf am Ende der beste gemeinsame Ort, an dem wir landen konnten. Nirvana. Absurde Musikmischungen. Die Hemmungen waren bereits völlig abgeworfen, und da ich für die anderen mittrank, wurde meine Tanzkörper-Maschine wie immer ein funkiger Selbstläufer. Wirklich wie immer? Nein. Ich brauche grundsätzlich einen Grund zum Tanzen in Form einer hübschen Frau vor mir. Es mag sein, dass andere Jungs in Zeiten des DetlefDSost-Kameraspiegels selbstgeil emanzipierter sind und für den leeren Raum oder in Männergruppen Schrittfolgen und Choreos aufs Parkett legen können. Ich finde das extrem schwul, seinen eigenen Körper so offen narzisstisch und ganz ganz ganz uninszeniert alleine zur Schau zu stellen. Schaut her, wie geil ich bin! Keine Angst: Habe nichts gegen Schwule, aber ich empfinde einfach keine Liebe zu Männerkörpern - auch nicht zu meinem eigenen und wollte mich auch nie in Schaufenstern bewerben und peinlich als Fitnessstudio-Adonit inszenieren lassen. Außer es gibt eine Frau, mit der ich tanze. Gerne auch vier Frauen. Halten wir fest: Ich tanze nicht um des Tanzens willen. Ich twittere ja auch nicht um des Twitterns willen. Ohne Austausch, Lust und Spiel? Ungern in meiner Freizeit. 5 Uhr. Geld alle. Kollege stößt zu uns. Wachablösung. Ich weiß, die anderen Süßen sind in guten Händen und nehme meine mit nach Hause. Meine Wohnung stinkt. Aber irgendwie hat es sich auch gelohnt. Freundin schläft bereits. Es gibt noch Fleisch, Kuchen, Salate und eine Menge Getränke. Mitternachtsbuffet. Prost.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>Was hat die Zeit damit zu tun? Kann man nit der tanzen? Nein.<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Wenn ich weiter trinke, tut das Schielen vielleicht nicht mehr weh...<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Blogge inkonsequenterweise um des Bloggens willen.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-60505635043634692792012-08-04T04:23:00.000+02:002012-08-04T14:44:31.995+02:00TrinkgeldDieser Beitrag wird außergewöhnlich. wichtig. Ich finde, man sollte die Ansprüche immer hoch ansetzen, denn die Enttäuschung sollte unser Normalfall sein. Wer bei diesem rastlosen Turmbau gen Himmel nicht mithält, wird sich niemals größenwahnsinnig nennen dürfen... und das ist doch der einzig brauchbare Sinn und Zweck unseres Daseins, oder? Stein auf Stein. nach oben. und niemals ankommen. aber sich nicht mit einem überflüssigen Zweifel aufhalten: Wo kämen wir denn sonst hin? Obwohl eine Geschichte vom "Tunnelbau zu Babel" natürlich ihren Reiz hätte...<br />
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Das würde ich jetzt behaupten, würde ich vor euch stehen. Aber ich bin allein. derbe betrunken aber allein. und nun zuhause angekommen. im Blog der Trunkenbolde mit Restenergie angekommen. Der Taxifahrer mein letzter Freund in dieser Nacht; was sich spontan in einem absurden Trinkgeldexzess niederschlug. Wir werden uns nie wieder sehen. Nimm das Geld, kauf dir nen Eis, mein Kind. Erinnere dich gut an mich. Bis bald. Ich habe alles Unvergessliche versucht, was auf einer so kurzen Taxifahrt möglich war. Am Ende wurde mein Chauffeur sogar tatsächlich etwas nachdenklich. Ich glaube es ging auch um die selbstvergessen feiernden Deutschen, wie ich es einer war. Die Krise war immer noch eine weitere Nacht entfernt, noch marinierten sich die Alkoholleichen selbst, garten sich im eigenen Saft der selbstverliebten Rede bis zum unausweichlichen Morgengrauen. Wir Deutschen verfeierten unser Geld in Trinkhallen und kannten nur unseren Durst, nicht die Not des Nachbarn. Wir prassten. Zur ehrlichen Freude meines Trinkgeldempfängers.<br />
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Meine Nacht war kurz ausgefallen. Ausflug zu den Kollegen mit Festivität und Freibier. Es wurde gegrillt, mit Stempel vom Chef gab's das Sondermenü. Die erste große Runde Wodka war von mir schnell spendiert. Es wurde auf Fotos gepost, es wurden Geschenke ausgepackt und die Getränke lagen locker hinter der Theke. Ein Ausflug raus aus dem Üblichen, in die Nebenan-Szene, die sich trifft und lebt auch wenn man sie nicht sieht und ich mit meiner durstigen Mission zu Besuch. Keine Dancefloor-Party und doch die Dichte der interessanten Teilnehmer so hoch, dass es einiges zu erklären gab.<br />
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Der Transfer mancher Ideen kam voran. Es wurde wenig ausgelassen. (Ich glaube sogar, dass ich öffentlich über ein Gesichtstattoo nachgedacht habe. Oh Man) Das Geschehen lag nicht in der Ausgelutschtheit der anwesenden Charakterköpfe und ihrer Kongruenz, ihrer Übereinstimmung, sondern in der variablen Art, zu agieren, abzutasten, zu agitieren ohne auf die immer gleichen Gesichtsgeschichten zu treffen, die Entwicklung gerne in ihrer Vergangenheit sahen. Der komische Geburtstagsgästemix als zufälliger Katalysator einer leicht funkelnden Kommunikation, als Wissen mit ein bisschen Überraschung.<br />
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Ist dies außergewöhnlich und wichtig? Nein. Aber mir inzwischen die liebste Form, den steten Suff zu verbringen. Artikulierend, gestikulierend, Neuheit herausfordernd, die unstillbare Neugierde an den Klippen der Langeweile entlang treibend und die Enttäuschung jagen, denn sie versucht sich immer wieder wendig dem Zugriff zu entziehen, wenn sie merkt, dass man sie beobachtet - ein unterhaltsames Schauspiel. Ich hatte nicht vor, es ihr leicht zu machen und drängte Gespräche in meine zwar wortreich verständliche aber doch auch zu wache, breite Welt, die immer noch eine Perspektive ergänzt, dem Dasein keine Ruhe lässt, bis man den Moment der Erschöpfung spürt, weiß, dass man Pausen einlegen muss, um in ein paar Minuten weiter nach neuen Wesenszügen jagen zu können, die das aufspringen lohnen, ohne zu früh als Gefahr aus den fremden Köpfen ausgeschlossen zu werden.<br />
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Der Austausch an sich war wertvoll, nur sehr wenige Gesichter sah ich regelmäßig, manche nur von weitem und doch sitze ich jetzt hier allein und empfinde Beleidigung, Enttäuschung, weiterhin Durst und trinke. Als seien all die Neu-Bekannten nur weitere Taxifahrer, mit denen man sein gedankliches Trinkgeld austauscht, manchmal Rückgeld rausgeben muss. Wir alle werden uns wohlmöglich nie wiedersehen und ich frage mich, ob hier etwas Denken verbreitet und gefestigt wurde, das je einmal auf diesen Abend zurückgeführt werden wird. Einige Impulse werden bleiben, wandern, werden nomadisch ihre Zelte in anderen Oasen aufbauen, Kamele, Karawanen füttern, die unsere geschärfte Formulierung verpackt als Sprichwort oder Bauernweisheit durch die Wüste tragen, um dann plötzlich in einem Songtext aufzutauchen, dessen Entstehung man beobachtet hat und Person für Person bis zu sich zurückverfolgen kann...<br />
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...und dann sitzt man dort allein. Und gibt einem Taxifahrer mehr und mehr Trinkgeld. weil er sich deine Erzählung anhören musste. und nicht wie der hiesige Leser diesen Text schon nach dem ersten Absatz abgebrochen hat. Ich war so weit, meinen letzten Zuhörer bezahlen zu müssen, ihn lieber auszuzahlen. Zumindest beschlich mich der bittere Gedanke, dass unsere Begegnung trotz meines verzweifelten Aufwandes nie als eine konkrete Bereicherung erinnert würde, ganz ähnlich wie die Texte in diesem Blog. Nur mein Geld war Währung, alles andere ein dankloses Geschenk, oft sogar Zumutung. Man zahlt wohl immer drauf. Prost und gute Nacht.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>allein<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>ich kann noch trinken; aber das kann ich immer...<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Ich habe für meine eigene Erzählung bezahltFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-80664490479980974902012-05-31T22:40:00.001+02:002012-05-31T23:04:25.403+02:00Offen lassen und sein<br />
Menschen, wir müssen reden. Ich gebe zu, mein Bier wurde gerade erst geöffnet und meine Worte sind keine Ausgeburt des Alkohols und doch verbrennt mir etwas die Geschmacksnerven meiner Sinne. Wir müssen reden, denn meine Lust auf Kommunikation bricht langsam ab und dies hängt auch mit mir zusammen: Ich flüchte vor etwas, das ihr wohl euer “Spiegelbild” nennt, etwas, das vermeintlich objektiv außerhalb eures pulsierenden Nervenknäuels existiert. Ich in diesem Blog mache ein groß inszeniertes Ausweichmanöver, mache es mir qua Konzept leicht, das Fixe zu leugnen und bin doch ein Betrüger.<br />
<a name='more'></a><br />
All die hiesigen Flüsse mit Alkoholvorbehalt suggerieren, mir ginge es um das Verlassen einer Ordnung, die mein nüchterner Geist in mir erzwingt. All die Wut, der Frust, der intellektuelle Schmalz behauptet, es gäbe die Möglichkeit, neben sich zu stehen und glorifiziert dieses als erkenntnisfördernd. Und so ist es auch. Doch dieses Verschwimmen war nur möglich, da ich manchen Punkt am Ufer kannte, von denen sich ein Köpper lohnt, da ich zahlreiche Sonnenplätze zum Ruhen und Trocknen wusste und in meinem Kopf zur Verfügung hatte. Mein Luxus und die hiesigen Ausrutscher sind eine Frechheit und eher als Demonstration zu verstehen, welche Aspekte der gebildete Geist in seinem Drang nach Wahrhaftigkeit offensichtlich verloren hat: Den Exzess und die emotionale Eskalation auf der Suche nach Wissen. Und trotzdem muss ich mit euch, den Menschen, schimpfen, denn ihr eifert einfältig Unverschwommenem, Trockenem nach.<br />
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Es gibt etwas, das ihr Ich nennt, das gar nicht euch gehört, das Regeln befolgt, die nicht ganz unpolitisch sind. Die Forderung an unser Subjekts als etwas beblicktes, sozial eingebettetes, die Beiläufigkeit, die Selbstverständlichkeit wie wir uns auf eins reduzieren und erwarten, dass unser Gegenüber nichts zu verstecken hat, ist hochgradig ideologisch und langsam nicht mehr feierlich. Die Selbstbestimmung des Subjekts als etwas immer offenes wird bestaunt und durch ganz alltägliche Handlungen mit Füßen getreten. Ich habe nichts gegen Neugier, aber wir brauchen auch eine Ethik des Wegschauens, eine menschenfreundliche Haltung, die nicht Spiegelbilder in das eigene Hirn hinein brennt.<br />
<br />
Dies betrifft natürlich beispielhaft unseren Sehsinn: Viel zu viele denken nur mit ihren Augen, können ihre Blicke nicht lassen. Das Sehen als abschätziger Sinn der Oberflächen steht hier aber nur bildlich für eine Geste, die unser blasiertes Hirn auch mit geschlossenen Lidern vollzieht. Wir müssen aufhören unser Gegenüber unmittelbar als Ganzes zu fassen. Auch die frech selbstverständliche Annahme, dass jemand etwas sei, ist eine Dreistheit, die mir in ihrem archaischen Rollenverständnis oft den Atem stocken lässt. Wenn ich euch sehe, seid ihr für mich freie Menschen, die mir, wenn ich Glück habe, bewusst im Gespräch etwas von sich preisgeben, mir einen der vielen Winkel ihres Seins öffnen. Dies würde für mich nie ein Bild ergeben, das ich zu manifestieren wagte. Der Drang, mich selbst als bürgerliche Person zu präsentieren, ist mir völlig fremd. Dass ich mein Pseudonym pflege, ist keine Spielerei: Es ist Politik.<br />
<br />
Mein Interesse ist es also nicht, euch gut (aus) zu kennen; mir ist zumindest die Atmosphäre viel wertvoller, die Offenheit produziert und uns sprechen lässt. Wir müssen sprechen. Auch über die Ideologie eines Kerns und eines Namens. Niemand ist was er ist und niemand sollte in die bürgerlichen Muster gedrängt werden, die den aufgeklärten Menschen zum Kotzen bringen müssten.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>noch recht früh, ich glaube, man merkt es dem Text an<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Es sind nun doch zwei Bier geworden. Selbstverständlich wurde der Text nicht nachkorrigiert.<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Die ekelige Selbstverständlichkeit des "Wer bist Du."Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-6264064046244356832012-05-07T02:05:00.000+02:002012-08-05T12:30:21.426+02:00Narratives DesinteresseIch weiß nicht, wo dieser Text hinführt, aber das war noch nie ein Argument für mich, nicht zu schreiben. Ich liebe es, gezogen zu werden, von einem Drang in Linienform, kein Raum sondern ein Fortschreiten der Zeichen, eine Entwicklung die nur meiner Logik folgt. Leider lässt sich nicht jeder verführen. Für sie ist das Dasein etwas mit objektiven Kategorien, die eine numerische Varianz ermöglichen bzw. numerische Unterschiede des Kontostandes, die stilistische Kategorien ermöglichen - is ja das gleiche...
<a name='more'></a><br />
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Ich liebe es, zu sprechen, zu werben für eine Geschichte, über Finten, Humor, Clous, Wendungen, Brüche, Phantasien, Absurdität, Polemik und Rhetorik das Denken herauszufordern. Ich liebe rhythmisches Variieren, den musischen Aspekt von Sprache, die Vehemenz des Argumentierens, das Riskieren der eigenen Person als Einsatz, den Streit um Taktik und Strategie. Und stoße doch grundsätzlich auf Desinteresse.<br />
<br />
Und jeder kennt nur einen Text von mir. Ein Gespräch. Einen Eindruck. Und es gibt nicht ein Vertrauen, dass das bisschen spontane Eloquenz vor Ort, die Fähigkeit zu differenzieren, fair und doch impulsiv zu sein, einen Grund haben könnte. Vielleicht auch der Wunsch, dass alles, was sich nicht in Geld messen lässt, bedeutungslos ist. Oder das unrockbare Hipstertum unserer Zeit. Wohlmöglich gar die Unsicherheit, was ein Mensch von einem anderen Menschen außer Connections und Flirts wollen kann. Wäre schon ironisch, wenn die Feministinnen das Selbstbewusstsein als Machismo diffamiert hätten, um die grundsätzliche Perspektive Kontakt = Sex oder Macht zu gewinnen. Ist unser kommunikatives Handeln wirklich eine solch utilitaristische Hässlichkeit geworden?<br />
<br />
Mein Interesse an Auseinandersetzungen mit rhetorischem Drive mögen eine Nische sein, aber das Verführen durch Narrative ist eigentlich Popkultur. Siehe Kino. Siehe Serien. Siehe Fernsehen. Siehe Bücher. Siehe Steve Jobs. Wie kommt es eigentlich, dass wir alle so unfähig sind, zu diskutieren. Also wirklich zu diskutieren. Mit 'sich überzeugen lassen'. Mit wirklich offenem Ausgang. Mit spielerischen Formen des Arguments. Ohne reine Feststellungen, sondern mit ernst gemeinten Fragen. Man wird bereits missverstanden, doof angeguckt, wenn man zu gewissen Dingen ein unabgeschlossenes Verhältnis pflegt, Platz für andere Meinungen lässt.<br />
<br />
Es tut mir leid, dies feststellen zu müssen, aber die meisten Menschen in Deutschland sind Diskutier-Schwächlinge. Wir haben durch unsere Propaganda-Geschichte ein Problem mit der Verführung. Der Glaube aber, man wäre gegen sie am besten gefeit, indem man jeden Austausch zwischen Menschen mit der gleichen festen Meinung beendet, mit der man begonnen hat, ist nicht mal einer römischen oder griechischen Provinz würdig. Das Vertreten einer Meinung als reine Wiederholung und Selbstversicherung ist peinlich und leider hoch aktuell im ach so schwärmenden Internetz. Wir sind keine Zuhörer mehr. Wir Netizens sind Schriftredner und solche erbärmlichen Laien, dass es wie oben beschrieben langweilig werden kann.<br />
<br />
Ich fordere demnach: Denkt über die Überzeugung als Kunst nach, über eure eigene Verführung als reale Möglichkeit einer Konversation. Denkt über die Stilmittel und Erzählungen nach, die euer Tun tragen und mit Evidenz versehen. Die Werbung macht es längst. Die PR macht es längst. Die Politik macht es längst. Und wir sind bisher oft die naiven Opfer, die stur daran glaube, Narrative würden keine Rolle spielen. und wenn jemand diese leidenschaftlich erforscht, sei dies ein triviales Hobby. Niemand ist unpolitisch - auch wenn er das gerne hätte. Lasst uns auf überzeugende Erzählungen setzen! Und üben...<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>ein lange Geschichte<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>3 Bier vor vier<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Schreibwut<br />
<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/fdcc62431b5f4325b4101175a2dc7b70" width="1" height="1" alt="">Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-71645937640603959272012-05-05T03:00:00.000+02:002013-02-14T02:35:01.014+01:00MedienbestienSchöner Titel, nicht wahr? Keine Täter mehr, keine bösen Medien, auf die man mit dem Finger zeigen kann: Nur noch Wütendes. Naturgewalt mit skrupelloser Wucht. Angesicht eines solchen Bildes wirkt sogar Kulturpessimismus wie eine konstruktive Haltung, und Ja-Sager erscheinen wie Mitläufer bei einem Amoklauf. Aber werden wir wirklich von Bestien durch den Wald getrieben oder besuchen wir nur den Zoo?<br />
<a name='more'></a><br />
Ich glaube, wer Medien lediglich als Instrument zu seinen Diensten betrachtet, besucht die Version Raubtierfütterung. Wir tun so, als spendierten wir das Fleisch in Dosen für die jeweilige Show und hätten auch alle Käfige auf dem Gelände selbst gebaut oder gar eigenhändig durch Freigehege ersetzt. Wir lassen die Tiger fauchen, nicht die Katzen uns beim Essen zuschauen. Wir handeln die Gefahr als Unterhaltung als Unternehmen. Medien sind in dieser Sichtweise ein zahmes Utensil, um irgendetwas mit Medien zu verwirklichen. Ein hübsches eingezäuntes Spektakel des souveränen Menschen.<br />
<br />
Und dann steht man im Wald seiner Online- und Offline-Angebote und wird von einer Horde Zoobesucher gejagt, gerissen. Die beißwütigen Minutenschnitzel panieren ihre Wildparkbesuche mit Kleintierwildjagd an ihren jeweiligen Lachstreppen im Fluss des Internetzes. Spielen Bärentatze an den Stromschnelle mit allerlei wehrlosen Fischen. Fehlen nur noch Urschrei und trommelnde Tarzanfäuste auf der geschwellten Brust. Die Bestien schauen durch unsere irr funkelnden Augen in die Welt. Wir tragen jähzornig den Krieg der Medien in uns und geben uns auch nicht mit dem Futter in Dosen oder Gehegen zufrieden.<br />
<br />
Da käme uns das Bild der Medienbestie doch eigentlich ganz gelegen, oder? Wir müssten die Frage nach dem Handeln gar nicht mehr stellen. Oder gar dafür bezahlen. Außer natürlich wir sind das Ende der Nahrungskette und damit auch irgendwie menschlicher als nur medium...<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>Zookasse hatte bereits geschlossen<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Biermedien fließen durch meinen Körper<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Mediale Cyborgs meinen:<span style="font-weight: bold;"> </span>It wasn't me!<br />
<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/23843e58935d4d629129bb3e21e65998" width="1" height="1" alt="">Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-63722674276576500272012-04-03T02:08:00.007+02:002012-04-06T12:25:11.059+02:00Philanthrope HöflichkeitIch spüre immer häufiger, dass mir die Lust fehlt, mich zu beweisen. Habe oft echt keinen Bock mehr. Wenn man wieder und wieder vor Personen tritt und erklären muss, wie gefährlich aber auch kooperationsbereit man ist. Es gibt so viele belesenere, besser trainierte, kreativere und biografischere Menschen als mich - für die ich mich freue. Ich persönlich will nicht mehr beweisen. Zum Beispiel, dass ich der klügere bin. Als könne man das beweisen…<br />
<a name='more'></a><br />
Es hat sich in den letzten Jahren etwas verändert. Mein Handeln ist nicht mehr stetig im Sinne der Kategorien, keine Liste der Karriere-Kausalitäten, kein Nacheinander. Was ich leidenschaftlich mache, das erhält seine Anerkennung hauptsächlich bei mir und vereinzelt auf Twitter. Es ist nicht nur das langsame Medium ‘Text‘, das ich mir durch zahlreiche Projektile Untertan mache, sondern auch eine performative Praxis - an der wir alle arbeiten. Es gibt für dieses Reifen einfach keinen adäquaten Maßstab. Und trotzdem ist es für mich kein Hobby. Ich untermauere diese Aussage nicht mehr.<br />
<br />
Und dann steht man dort; soll die komplexe Intelligenz der eigenen Existenz in einen kurzen Hand Shake mixen; legt vielleicht nicht viel wert auf sein Äußeres, um allein durch sein adrettes Spiegelbild höhere Bildung oder Führungsanspruch zu belegen; kann hinter der ästhetischen Eloquenz seines Gegenübers Selbstverständnis erkennen, das Beschränktheit nie bei sich selber sucht. Und versichert dummen Menschen ihre Belesenheit, gutes Training, Kreativität, professionelle Lebenslinie. Und freut sich für sie. Und will nichts mehr beweisen.<br />
<br />
Ich bin nicht simple, jedoch unkompliziert. Wer dies genießen möchte, sei mein Freund. Wer aber das Spiel aus Tiefe und Experiment intellektuell nicht ertragen kann, sollte seinen Größenwahn mir gegenüber dosieren. Mein Mitleid ist überstrapaziert und auch das will ich nicht beweisen müssen, denn tief in mir drin bin ich Philanthrop. Die Welt sollte sich dies wünschen.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: L</span>ängst keine Linie mehr<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Belgisches Bier in Holland auf deutschen Magen<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>No Elevator Bitches, no moreFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-29251771668107123562012-03-17T00:43:00.002+01:002012-05-07T11:08:08.069+02:00Die Einfältigkeit des modernen VisionärsIch mach mir manchmal Sorgen um diese Welt. Um ihre Geschichten. Ich fühle mich manchmal wie damals, in den 20er Jahren als ich zwischen zwei Kriegen an den Exzess glaubte. Man sah das erste Mal, dass der Fortschritt Tod bedeuten konnte und kämpfte für die Macht der Kultur über die Verletzten.<br />
<a name='more'></a><br />
Ich weiß noch genau, wie ich keine Rücksicht nahm auf die Weltanschauungen meiner Nachbarn. Es waren nicht mal Mitmenschen für mich, denn alles, was nicht Avantgarde war, schien sowieso durch die Zeit zu sterben. Es gab nur den Punkt in der Zukunft, der unaufhaltsam schien und uns deshalb die Last nahm. Wir wollten feiern und das Leben genießen. Die verschiedenen Geschwindigkeiten der Menschen mit ihren Kränkungen und Modernitätsschocks waren für uns nur Gegenstand von Belustigung.<br />
<br />
Der Krieg hatte den Ausnahmezustand zur Normalität gemacht. Jeder hatte bereits gehungert, hatte jemanden in seiner Familie verloren, hatte gestohlen, demonstriert, die Politik beschimpft. Wir alle warteten nicht mehr auf einen Zustand der Ordnung. Man raffte täglich seine Energien zusammen und schuf einen Tag. Meine Tage waren meist gute Tage, denn ich hatte immer eine Idee. Ich kannte die Stufen von Fatalismus, Zynik, Sarkasmus, Satire, Ironie und Humor und verdiente damit mein Geld und meine Freunde. Und obwohl ich mich bemühte, immer angemessen auf die Menschen der veralteten Zeit zu reagieren, waren es abgehobene Tage.<br />
<br />
Die Feiern schienen einen Großteil meiner Zeit zu beanspruchen. Es gab immer einen Anlass oder eine Motivation in die Stadt und ihre Ereignisdichte einzutauchen. Der Wunsch, mit anderen aber immer gleichen Menschen zu lachen, überlagerte die Unsicherheit um mich herum. Immer seltener hielt ich bei Bedürftigen an, interessierte mich nicht für die Verbitterten im Land, wünschte mir, einen jeden Bettler mit Geld abspeisen zu können, obwohl es ihre Geschichten waren, die meiner Aufmerksamkeit bedurft hätten.<br />
<br />
Die Seelsorge war dahin. Und trotz meiner modernen atheistischen Haltung wünschte ich mir manchmal mehr Geistliche für den gebrochenen Stolz der Einfältigen. Ich spürte, dass ihr Dialog nur noch Sackgassen glich, in denen man hinterher nicht mehr klüger, sondern am Ende war. Es gab damals keine gemeinsame Zukunft der Menschen, die Geschichten waren zu schwach, zu staatspragmatisch, jeder Kompromiss ohne Pathos. Auch meine Kritik in meinen Texten war nur ein Nein, eine Opposition zu den Herrschenden.<br />
<br />
Immer wenn ich an diese Zeit zurück denke, hoffe ich, dass es heute, knapp 100 Jahre später, anders ist. Ich hoffe, dass all die Zampanos, wie ich damals einer war, nicht auf den gleichen Selbstläufer der Zeit hoffen, hoffen, dass alles was unter dem Wandel leidet einfach ausstirbt. Die größte Gefahr, die mich damals von der Welt isolierte, war das Netz meiner Kontakte, das Echtzeitdasein, das mich von einem Event mit Gleichgesinnten und Partnern zum nächsten treib. Ich lebte in einem aufregenden Jetzt mit mir selbst und war damit zufrieden. Ich nahm der Welt übel, dass sie auch ohne mich existieren würde und rächte mich egozentrisch jeden Tag.<br />
<br />
<strong>Zeit: </strong>die 20er sind um die Ecke<br />
<strong>Zustand:</strong> ich trinke euch das Bier weg<br />
<strong>Anlass:</strong> Auf Buchmessen als intellektuell überhöht Schreiber und Interneteliten<br />
<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/98edd893264a4ce990ee9785c2c3bac4" width="1" height="1" alt="">Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-466990707172188912012-03-15T02:08:00.008+01:002012-03-16T19:16:07.248+01:00Die Gedanken sind FreizeichenIch muss mal wieder schreiben. Wirklich. Ich habe das Gefühl, ein Leben ohne Schreiben macht dich zum Sklaven dieser Welt. Der Glaube, ohne Manifestierungen bliebe die Qualität der Gedanken auf ewig gleich, ist Quatsch. Das Sein ist nicht raum- und zeichenlos.<br />
<a name='more'></a><br />
Das alte Lied “Die Gedanken sind frei, niemand kann sie erraten” ist längst passé und war auch nie richtig. Ich komme aus einer Stadt, in der diese Melodie vom Glockenspiel des ehemaligen Bischofsitzes täglich gespielt wird, und dort ist es als Zeichen auch richtig, aber eben öffentlich. Nur ein Lied, das nicht gesungen wird, ist in seinen Gedanken frei. Alles andere ist doch ein gemeinsames Symbol, ein Zeichen, soll gerade wegen der Unfreiheit mobilisieren und Mut machen, die Gedanken zu öffnen. <br />
<br />
Wir müssen unseren Weg singen in dieser Welt. Auch weil sich alles um uns herum wie ein Bischof als Gesetz und gesetzt geriert. Unsere Emotionen sind die letzte Bastion gegen die ekeligen Dampfmaschinen der Besitzstände. Wir müssen Schreiben und uns auch öffentlich reiben an jedem Arschloch, dass unseren inneren Dolchstoß nicht akzeptiert. Das Hirngespinst, es würde uns und unseren inneren Kosmos in der realen Welt geben, bleibt ohne Ein- und Ausdruck Illusion. Poesie und Sprache sind die einzigen Kampfmittel gegen das Vergessen des Menschen. Kämpft an gegen den Zeitgeist, für den persönlicher Einsatz Unterwerfung gleicht.<br />
<br />
Die Abschottung unserer Geister macht zumindest keinen Sinn. Wir werden als Kopferemiten nicht stärker und besser. Immer dieser kleinmütige Glaube, man müsse bei einem Gedanken noch auf die abschließende Perfektion warten, bis man ihn veröffentlicht: Fortschritt ist immer minimal, vorläufig und kein großer oder gar letzter Wurf. Bisher hat noch keiner ein Buch geschrieben, das diese Welt beendet hat. Und dass meine ehemaligen Akademiker-Kollegen lange Bücher schreiben, liegt hauptsächlich daran, dass sie den bisherigen Forschungsstand, Verfahrenssorgfalt und Zitierregeln beachten müssen. Was hat dies mit einem eigenen Gefühl zu dieser Welt zu tun? Weist euch nicht in der Sprache der “Wahrheit” aus: weicht aus. Auch ich schreibe hier frei und angetrunken...<br />
<br />
Zum Ausweichen gehört auch ein Stück Unernst. Geht in viele Köpfe nicht rein. Besonders in die älteren. Die vielen Blogger, die meinen, sie hätten die Welt verstanden und sich vom Selbstverständnis noch im Bürgertum der 50er Jahren befinden, sind keine Poeten. Sie nehmen sich ernst, glauben, ihre Worte müssten in der ihrer Form immer im göttlichen Wahrheitsblatt gedruckt werden können, verbinden nie ihr eigenes Sein mit ihrer Perspektive, entwickeln keinen Pathos, keine Taktik im Kampf der Texte. Liebe Freunde: Die Wahrheit ist Sprache und Sprache ist Rhetorik und Rhetorik ist Parteiisch. Erlaubt euch den Rausch und seid in euren Texten wild. Der Brechbare ist berechenbar. Lasst euch nicht in Gerüsten einfangen, die nur Kartenhäuser sind. Werbt mit eurer emotionalen Integrität. Seid.<br />
<br />
Es müssen auch keine Worte sein, mit denen wir uns ausdrücken, aber ein Leben ohne Ausdruck ist ärmer - so meine feste Überzeugung. Ich glaube auch nicht, dass Blogs tot sind. Googleplus z.B. ist der Inbegriff des Ernstes mit Klarnamen und sozialen Konsequenzen im realen Leben. Wie kann man diese Vögel respektieren, wenn sie dort ihre Texte unter den Augen ihrer Geschäftspartner diskutieren? Weshalb werden wohl die Handvoll Polemiker gehypt, die als rotbeschweiftes Ponys durch die Manege traben? All der unterdrückte Hass, für den es zu spät ist, der sich eingefressen hat in die Leben ohne Ventil, zynisches Dasein wohin man schaut, inzwischen unfähig einen eigenen Ausdruck zu finden, der alles wieder poetisch zusammenfügt. Rettet euch selbst, ihr Noch-Menschen!<br />
<br />
Da der Pathos so selten geworden ist (wie das dürftige <a href="http://gonzochecker.blogspot.com/">Archiv des Gonzojournalismus</a> beweist):<br />
Euer Gonzo auf halbem Niveau.<br />
<br />
<b>Zeit:</b> wird unterschätzt.<br />
<b>Zustand: </b>mit Bier vor dem Fernseher dümpelnd wieder aufgewacht<br />
<b>Anlass: </b>Lobby des ernsten Internets.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-17832452735473279352012-02-15T22:37:00.004+01:002012-02-16T10:30:55.249+01:00Wir lauern aufs KWir sind alle Fan von Banalitäten. Von Hihisundhohos. Wenn wir denn die richtigen Leute um uns herum haben. Jene, die uns diese Lachabsolution erteilen. Heute, meine Tochter, lachen wir auch unter die dreckigen Witze. Wir nennens dann Schenkelklopfer. Damit alle wissen, dass wir schon wissen, dass das Niveau nicht das unsere ist. (Ni? Wo wo wo… etc) Aber diese ganze Scheisse muss vermutlich sein. Damit wir nicht durchdrehen, weil der Kopf ja schon weiss, wie wir uns selber bescheissen. Und damit meine ich nicht Ausscheidungstweets. Von denen muss ich genau gar nichts wissen. Und trotzdem. Wir dürfen alle unseren IQ-Grenzen austesten. Die oberen wie die unteren. Die Leichtigkeit des Floskelseins unten und der Teilchenbeschleuniger oben. Und weil ich immer noch bemerke, dass ich hier eigentlich über nichts geschrieben habe, möchte ich euch die Beiträge des Bloginhabers ans Gehirn legen. Er freut sich, wenn er weiss, dass seine Teilchenenergie nicht umsonst verpufft.<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Hoolywoodgala made in CH/D/A<br />
<b> Zustand: </b>Warm<br />
<b> Getränk: </b>Irgendwas grauenhaft Süsses mit eigenartigem Zitronengeschmack<br />
<b> Zeit: </b>Ins Bett zu gehen.Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-26626009795555210872012-02-08T01:37:00.000+01:002012-02-08T01:37:13.345+01:00Die verkalkten Götzen der ÖffentlichkeitSind wir nicht allesamt Junkies? Sehnen wir uns nicht alle nach Öffentlichkeit für Meldungen, für gewisse Meinungsführer, sind wir nicht süchtig nach politischen Arenen und der Geltung der eigenen Formulierungen und Ansichten? Wir alle hätten gerne private Macht über Reichweiten. Doch trotz sozialer Netzwerke: keine Öffentlichkeit ist privat.<br />
<a name='more'></a><br />
Wie Götzen wandern die großen Öffentlichkeiten durch unsere Timelines, ihre Profilbilder künden noch von Eigenem, von einer Geste des Ichs. Doch sie scheinen unwillig, vielleicht auch unfähig, von ihrem Erfolg auf sich zu schließen, glauben allein, ihre einzigartige Authentizität wäre der Grund für ihre Gefolgschaft. Durch die Öffentlichkeit, die sie mit einem Klick erreichen können, besitzen sie Macht, die sie jedoch für beiläufig und natürlich halten. Wie kann ein Götze sich als Götze erkennen? <br />
<br />
Kommt auch in sozialen Netzwerken mit großer Macht große Verantwortung? Bisher weigern sich die meisten Netzteilnehmer, sich mit sich als Rolemodel ernsthaft auseinanderzusetzen. Sie wollen allein den Einfluss, nicht die Arbeit. All die Fans, die zu ihnen aufschauen: Scheiß egal. All die Kritiker, die sie anschreiben: Fuck off! All der Klüngel, der sich anbiedert: Jeder ist nur ein weiteres Nichts. <br />
<br />
Ich glaube, man kann es nicht vermeiden, bei großer Öffentlichkeit ein Klischee zu werden. Ich persönlich kämpfe gegen eine Arroganz der Macht an. Und spreche mit jedem, stelle mich selbst jederzeit um der Sache willen bloß. Die meisten Stars der Ich-Öffentlichkeit fühlen sich aber privat, vielleicht sogar jung geblieben, unvernünftig und haben nicht vor, etwas anderes als eine Schulhof-Clique aus Freunden zu bescherzen. Lächerliche und für viele nur oberflächliche Statuen. Unreflektiert ein Ideal von Menschen propagierend, die ob ihrer Macht keine dialogische Philosophie mehr nötig haben. Ihr Erfolg sollte sie eigentlich stutzig machen, denn sie sind von Haus aus Arschloch. Auch wir sind schuld, denn wir folgen geschmacklosen Bildern, die inzwischen nur noch mit anderen Bildern im Olymp sprechen und die Schar der Gläubigen ignoriert. Eine traurige Kultur, Kollegen.<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>mit einem Auge gesehen<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>das andere Auge hängt schon auf Halbmast<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Charakterkritik an pseudodemokratischen BohémiensFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-30240697774692729002012-01-18T00:08:00.001+01:002012-01-18T09:48:32.485+01:00Klischee-ArbeitsteilungEs gibt mal wieder etwas Wein mit Nachdenklichkeit im Blog ihrer Wahl. Ich brauche nur noch einen Klischeeträger im Publikum, den ich ansprechen kann. Wer sich in ein zwei Sätze kleiden kann, trete bitte vor. Ahh, da haben wir auch schon jemanden. Wie ist Dein Name? Chantal-Jaqueline. Sehr schön... Aber Scherz beiseite: Die Welt mit ihren möchtegern-sozialen Hirnen kotzt mich an.<br />
<a name='more'></a><br />
Wir tun über soziale Netzwerke so, als könnten wir mit jedem. Die ganze Welt ist ein Überfluss an tiefgründigen Menschen, deren Lebensgeschichte wir kennen, die einen besonderen Platz an unserem Hochzeitsfamilientisch sicher haben. Und dann stehen wir 10 Sekunden in einem Aufzug und kommen auf unsere Mitfahrer nicht klar, weil sie uns zu komplex sind. Würden sie wenigstens einem Klischee entsprechen, sagen, dass sie in Marketing, PR, Werbung, SEO oder IT arbeiten, den "Sowieso" kennen, gerne Motorad fahren, für den einen oder anderen Fußballverein leben, in irgendeiner Stadt geboren wurden, am Wochenende Schuhe schoppen waren, der Humorlose, der Pausenclown, der Schwule in der Firma sind etc.<br />
<br />
Nein. Dort stehen 10 Sekunden lang Menschen, die einem nichts anbieten, diese Stereotypen vielleicht sogar brechen. Ich beobachte, wie sich immer mehr Menschen fast schon angewidert abwenden, wenn jemand über die Profil-Informationen eines gängigen sozialen Netzwerkes hinausgeht. Die Welt ist wie eine Kontaktsuche in einem Partnerportal geworden: Ein Formular, und der Rechner sucht nach Matches in den Standardkategorien. Wer ist sich dieses Verhaltens bewusst? Wer hat sich bereits selbst dort eingerichtet?<br />
<br />
Letztlich ist diese Entwicklung logisch: Wir leben in einer extrem arbeitsteiligen Gesellschaft. Nicht jeder hat die Zeit sich mit dem Wissen aller anderen auseinanderzusetzen. Und wer seine Funktion in der Ideologie der Arbeit schnell beschreiben kann, hat offensichtlich seinen Platz in der Arbeitsgesellschaft gefunden. Wir sehen es quasi ebenfalls als Arbeitsteilung an, dass jeder sich selbst für Dumme zusammenfasst. Und dann gehen wir wieder in unsere Sozialen Netzwerke und fühlen uns so "Menschenkenner" und "sozial".<br />
<br />
So wie es aussieht, ist das 'Bestehen auf die eigene Kompliziertheit', die Differenzierung des eigenen Weges, nicht der Pfad des geringsten Widerstandes, sondern eine Kunst. Es gibt außerdem viele, die nur deshalb keinem sichtbaren Klischee entsprechen, weil sie einfach still halten. Doch Emanzipation bedeutet harte Arbeit. Eine Arbeit, die in keinem arbeitsteiligen Prozess unserer heutigen Welt vorgesehen ist. Hierzu gehört die Arbeit der oberflächlichen Betrachter an sich selbst genauso, wie der Ich-Schablonenbastler für die Dummen. Arbeitet an euch und lasst komplexe Menschen und euch selbst in eurem Leben zu oder geht in die Plastikhölle, in die ihr gehört.<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>fünf nach zwölf<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Wein aber Kopf ohne Teflon<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Trend Komplexitätsreduktion für andereFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-56467505182041063002012-01-07T00:12:00.001+01:002013-02-14T02:08:26.283+01:00Poetische ErfahrungMan könnte über so viele Themen schreiben. Selbst wenn mal nicht das Hirn sprüht oder wenn ich etwas langsam bin, erlebe ich Momente immer als Romanstoff. Das Leben war für mich immer schon voll und stolz. Ist es in jedem von uns. Es kann auch nicht aufgehalten werden. Ist Gonzo nun irgendwie esoterisch geworden?! Nein nein.. keine Angst. Es geht hier nicht um floskelhafte Seelentheorien oder innere Gleichgewichtswagen von den Weight Watchers. Es geht mir um die Kombination aus Erleben und Denken. <br />
<a name='more'></a><br />
Bevor jetzt jemand das Floskelschwein aufstellt, haue ich mal ein Fachwort in die Runde: Aisthesis. Der Begriff beschreibt den Moment zwischen Sinneswahrnehmung und Verarbeitung durch die Musterungen unserer Hirne. Okay: der Begriff wurde in vielen Weisen genutzt. Ich habe meine: Die spannende Schwebe, in der wir etwas neues sehen und in unserem emotional-logischen Sein zulassen, einordnen. Um jetzt nicht zu konstruktivistisch oder kunsttheoretisch abzudriften: Die Welt ist kein Stempel, wir sind zumindestens auf Augenhöhe.<br />
<br />
Trotz meines obigen Plädoyers für das erLeben ist mir dieses in seiner zeitgenössischen Form immer schon etwas suspekt gewesen. Warum ein Blatt vor den Mund nehmen: diese Welt wimmelt von kleinen langweiligen Kindern, die passives Schablonenerleben für Erfüllung halten, glauben, Lebenserfahrung sei eine Kreuzfahrt, auf der man vielleicht als Krönung die Kapitänin oder den Aerobiktrainer fickt. Es ist bleibt schwer, heute noch Reife zu finden, Menschen, die nicht nur wiedergeben können, sondern diese Welt poetisch fassen und erzählen, für die ich das Floskelschwein nicht aufstellen muss. <br />
<br />
Mögliche Reife wäre gerade diese Schwebe, die ich oben kurz angedeutet habe. Sie hat nichts mit Alter zu tun. Es geht darum, die äußere Situation und den reflektierenden Kopf gleichberechtigt zu versöhnen. Und der Welt diese Erfahrung auch zuzumuten. Man sollte immer der Maßstab für die Welt sein. Ich sehe das inzwischen politisch. Prost!<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>dazwischen<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>krank und etwas angetrunken. lascher Beitrag aber was soll's...<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Erfahrung ist Kopfkörperarbeit und keine StrichlisteFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-53457844714439040052011-12-19T00:42:00.002+01:002011-12-22T09:53:03.134+01:00Überraschung erwünschtEin kleines Stück. Ein letztes vor Weihnachten. Um euch auf Drunken News nicht in Erwirrung zu entlassen. Es fließt wieder rasch das Bier in die Zeilen - und das überrascht nicht. Mich überrascht sowieso nur noch wenig auf dieser Welt. Dafür bin ich handlungstheoretisch zu weit vorgedrungen.. Aber wie steht es mit euch? Did anything "happen"?<br />
<a name='more'></a><br />
Wie gefährlich ist es eigentlich, die Welt nur noch als Deklination zu sehen? Wenn manche auf jedes Handeln gelangweilt reagieren, an Systeme glauben (Haha), das Weltgeschehen determinieren (Pff..), in jedem Menschen das Verkommene sehen (OMG), bei jeder Überraschung bereits abfällige Geschichtsschreibung betreiben. Ich selber analysiere auch gerne das Geschehen, habe meine Muster, die ich wiedererkenne. Aber kann diese Welt etwas werden, wenn wir Überraschung einfach ausschließen, sie bereits vernichten, bevor etwas geschieht?<br />
<br />
Zu einer Theorie des Handelns gehört der Glaube, einen Coup landen zu können. Wer nicht meint, intervenieren zu können, hat nur eine Ideologie des Nichthandeln, die er pflegt. Wir sollten also aufpassen und den Moment genau beobachten, in dem uns die Ähnlichkeiten und Wiederholungen, die diese Welt zwangsläufig produziert, unneugierig unüberrascht. Wer mehr weiß, sollte sein Wissen nicht zum Bremsen einsetzen, um seinem eigenen Ego immer wieder den Frust des eigenen vergangenen Lebens plausibel zu machen. Er sollte helfen. <br />
<br />
Ein Großteil unserer ach so kritischen Denker hat dies mit dem Frust der Autoren der gescheiterten Weltumwälzer verlernt. Für sie ist Kritik ein Akt der Zerstörung aller unreinen Lösungen, die weniger als eine reine neue Welt nach der Revolution bereithalten. Ihr rettet doch tatsächlich die Schwäche des Marxismus in die späte Neuzeit, ihr Pfeiffen. Und fühlt euch irgendwie gut dabei. Ihr seid Arschlöcher, seid nicht mal fähig, euch selbst kritisch zu reflektieren. Hört auf, die alten verbitterten Idioten zu lesen. Bitte überrascht mich endlich wieder!<br />
<br />
Ich wünsche mir mehr Praxis (von anderen). Und bitte schreibt nicht wieder ein Buch. Kommuniziert.<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Zeit:</span> schon wieder die gleiche wie gestern<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand:</span> leicht angetrunken fürs Bett.<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass:</span> Gonzos WeihnachtsanspracheFelipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-82957133311448884062011-12-16T23:56:00.003+01:002011-12-17T10:32:04.556+01:00Gonzo, der nicht über Schwäche schweigtSchwankungen waren nie mein Feind. Eher ein Überschuss, den ich gerne an die Welt um mich herum weitergegeben habe. Ich war immer schon Verve-Alleinunterhalter, mit Drang nach vorne, mit Lust an den Momenten, die andere fordern, sie eigentlich zwängen, zu handeln. Ich war immer eine Charakterprobe, freundschaftliche Prüfung der geistigen Konsequenz meiner Mitmenschen - ohne die Idiotie vorgeschriebener Bekennerschreiben. Doch die Realität ist: Der Idealismus braucht Kraft. Gonzo lässt heute mal tief blicken. Alles natürlich nur für euren Erkenntnisgewinn.<br />
<a name='more'></a><br />
Ich unterliege in letzter Zeit extremen Schwankungen. Das, woran manche ihr Leben lang angestrengt basteln, war mir eigentlich immer geschenkt: eine selbstverlässliches Sein, das Diskontinuität im Leben nie scheuen musste, sich diese sogar in Form von Drogen und Denken aggressiv herbeiwünschte. Ich habe mir früh im Leben eine Philosophie zugelegt, für die ich keine Bücher konsultiert, sondern nur intensiv meine pubertären Gehirnzellen bemüht habe und weiter bemühe. Ein strenger Anspruch an mich selbst als Maßstab für diese Welt, philanthropisch. (In der Befürchtung, dass dieses Eigene nivelliert würde, habe ich damals so manches gute Buch nach ein zwei Seiten abgebrochen. Mein Denken sollte für mich und andere kein Abklatsch sein.)<br />
<br />
Aber die schwankenden Stimmungen in den letzten Wochen kratzen tatsächlich an meiner Substanz. Spektrum begründeter Größenwahn zu absoluter Lethargie im 5-Minutentakt. Ähnlich ist es mit den Themen, die mir durch den Kopf gehen: 10-Minuten-Takt. Alles nüchterne Erfahrungen und nüchterne Einfälle, denen ich hier jeweils ganze Postings widmen könnte. Doch mein Sendungsbewusstsein weicht immer mehr einem weißen Rauschen, das Kommunikation mit der Welt nicht mehr um der Welt Willen betreiben möchte, sondern - für mich als außenstehenden Betrachter wirklich überraschend - selber wieder Orientierung sucht. <br />
<br />
Gonzo weiß: Idealismus braucht Größenwahn. Irgendwie konnte ich auf diesem Blog immer meine Schwächen in Idealismus und Verve transformieren. Größenwahn bedeutet gestalten. Das Formen der eigenen Gedanken hat gerade sein Geste verloren. Gestalten heißt geben. Das Schenken hat jedoch gerade seinen selbstlosen Kern verloren. Ich kann so nicht geben.<br />
<br />
Ich schreibe dies in einer komischen dumpfen Distanz zu mir selbst. Diese Erkenntnisse bedrohen mein Sein, wie es war: eine Lösung mit gerechter Wut, rhetorischem Verve und ehrlichem Idealismus. Deshalb schreibe ich hier in letzter Zeit seltener und wollte dies mal kurz erklären. Ich hoffe, es bleibt bei einem Formtief. Vielleicht hilft meine Schwäche zumindest anderen, sich im Vergleich besser zu fühlen: Es würde mir tatsächlich helfen. Lasst es euch gut gehen, Freunde.<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Zeit:</span> unerheblich<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand:</span> komisch: unstet aber nicht gonzo trotz Wein.<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass:</span> Verve rlassene Worte. Doch Konzept auf Drunken News bleiben schwache Momente ohne Zensur. Demnächst gibt es sicher wieder Impulse.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-81719116092658702832011-11-25T02:41:00.002+01:002013-02-01T17:10:59.013+01:00Großstadtsterben erwünschtHabe mir gerade wieder etwas Feierabendbier gegönnt und blicke auf Berichte von tollen Großstädten in einem deutsch-französischen Kultursender. Ist das Leben nicht schön? dort. oder hier bei mir. oder bei euch. Ja. Doch Gonzo will euch natürlich auf einen neuen Pfad bringen, eine Fährte, die junggebliebene Geister seit Jahrzehnten nicht wahr haben wollen. Später heißt es dann wieder, das hätte man immer schon gewusst. wenn einer eurer Lieblingsintellektuellen seine Monografie zum Thema veröffentlicht, wird es Gonzo nie gegeben haben. Gleichzeitig rate ich niemandem, mich auf Podiumsdiskussionen einzuladen, denn nur die Aufrechten und Denkenden würden überleben. und davon gibt es wenige.<br />
<a name='more'></a><br />
Zurück zum Denkanstoß für eure spektakelgeleiteten Köpfe. Warum glaubt ihr Bauern eigentlich, dass ihr ein 'Recht auf Stadt' habt? Auf ihre Entertainmentverdichtung, ihr urbanes Schaufenstertheater, ihre Versorgungsinfrastruktur, ihre Partys, ihre exotische Erregungen, die nicht eurer Cousine ähneln? Für wie hochgeboren haltet ihr aufregungskonsumentarischen Jungzweibeiner euch eigentlich, dass ihr glaubt, all dies würde gerade euch zustehen? Ist es nicht sehr narzistisch, sich selbst zum Hofstaat der Moderne zu zählen, für sich selbst den Platz und die Posen im räumlich begrenzten Theater des Zentrums zu reservieren. All diese 'ich will für mich'-Typen, die in jugendlicher Arroganz meinen, gerade sie hätten es verdient, die Städter zu sein, die Stadt zu konsumieren, zuzuziehen.<br />
<br />
Kurze Nachhilfe: Der Begriff 'Recht auf Stadt' ("droit à la ville", z.B: Henri Lefebvre 1968) kommt aus den 60er Jahren und bezog sich auf eine spezielle Art der Gentrifizierung in Paris, die Hand in Hand mit einer Stadtplanungsideologie (Charta von Athen, 1933) einher ging, die effektiv reine Arbeiterwohnviertel am Stadtrand plante. Bei 'Recht auf Stadt' ging es somit um Vertreibung und Ausschluss der Arbeiterklasse aus dem gesellschaftlichen Leben, das im zentralistischen Frankreich nun mal hauptsächlich die Stadt Paris als Austragungsort kannte. Die Stadt war hierbei nie ein Konsum-Aspekt, sondern eine Partizipationsidee, ein Raum, dessen aktive Mitgestaltung als essentiell für den ganzen Staat angesehen wurde, eine ideale Mikroebene, die eine gesunde Makroebene erst möglich macht. Und heute glauben 18-jährige Tussis und Hipster-Schönlinge, das Leben hätte ihnen als Minimum versprochen, im Schanzenviertel in Hamburg oder sonstwo in "Szenevierteln" zu wohnen. Ich erkenne da Unterschiede...<br />
<br />
Die Stadt ist eine Anmaßung. Wer meint, dass an einem Ort soviel Lebensluxus akkumuliert werden kann, ohne, dass an einem anderen Ort Zuliefer-Armut entsteht, kann sich noch mal mit den Gesetzen der Thermodynamik auseinandersetzen. Wenn wir aus dieser Welt soviel Geld abzweigen können, dass wir uns eine Wohnung im Zentrum leisten und auch noch selbstverliebt beiläufig Luxusgüter shoppen, muss global irgendein Ungleichgewicht existieren, das dies möglich macht. Die Stadt ist - in der Wissenschaft relativ unbestritten - seit je her ein Motor der Akkumulation, eine Zentralisierung von Ressourcen. Die Moloche in aller Welt wachsen und wachsen mit riesigen Zuwanderströmen. Auch wenn diese Menschen meist wirtschaftliches Überleben suchen und wir nur selbstherrlich kulturelle Vielfalt, so ist die Bewegung doch eine ähnliche.<br />
<br />
All dies ist der Grund, warum ich immer öfter den ekeligen Stolz der Städter - ich bin immer einer gewesen - als hässliche Haltung betrachte. Ein Spanier, der stolz sein Leben in Barcelona liebt, verschweigt anderen gleichzeitig ein Privileg. Gleiches gilt für Pariser, Londoner, Berliner usw.. Sie stellen unsere Welt wie einen billigen, barrierefreien Supermarkt der lebensästhetischen Räume vor, in dem sich nur Idioten, Mentalitätsbanausen gar gegen ein Leben in Barcelona entschieden haben. Sie wollen nicht wie damals 68 diese Welt, unsere Städte verbessern, sondern fliehen vor jeder staatsbürgerlichen Verantwortung in den kaputten Stadträumen, aus denen sie eigentlich kommen. Wieviele frustrierte Engländer, Franzosen, Spanier und Italiener gibt es inzwischen im Berliner Partyexil, weil sie ihr Heimatland extrem ankotzt? Das einzige, was sie konstruktiv zu dieser Welt beitragen, sind ihre aufgehübschten Körper, die wir ficken wollen.<br />
<br />
Mich interessiert Berlin und seine Szene nicht, wenn gleichzeitig Italien seit Jahrzehnten vor die Hunde geht und die dortige Mafia europäischen Atommüll vor der somalischen Küste entsorgt, mit dem wir vorher unpolitischen, selbstsüchtigen Südländern ihre Stadtwohnungen im kalten Berliner Winter auf Heimattemperatur heizen. Mich interessiert hier die ernstgemeinte Überlegung, ob in Zeiten des Internets die kulturelle Stadt, das virtuelle Urbane nicht längst in dem Dorf ist, aus dem Du kommst. Wäre es nicht klüger, die Städte endlich zu verlassen, die räumliche Konzentration mit allen ihren negativen Seiten aufzugeben. Lassen wir dem Kapital endlich seine Einöde, und gestalten die Ränder, das Land, damit sie dieses im Zuge der Gentrifizierung nicht auch noch in eine hässliche französische Vorstadt verwandeln. Denn dieses ist als Entwicklung logisch absehbar, wenn die Zentren reich bevölkert sind. wir können die Immobilienspekulation im Zentrum immer nur verzögern, nie endgültig aufhalten. Bei den Rändern sind wir ihnen vielleicht voraus und können noch gestalten und wohnen per wunderbarem Internet doch in der gleichen Stadt.<br />
<br />
Das meine spätnächtliche, launische Meinung zu stolzen Städtern, die in 5 bis 10 Jahren auch die eure sein wird.<br />
Das Internet ermöglicht uns urbanes Leben. Alles andere sind Konsum, Eitelkeit und Vorstadien des Geschlechtsverkehrs. Alles eigentlich nicht so wichtig.<br />
Euer Felipe.<br />
<br />
PS.: ich sprach von "Vorstadien" ;)<br />
<br />
<span style="font-weight: bold;">Zeit:</span> Poststädtisch<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand:</span> Bier ist alle. Text war zu lang<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass:</span> Barcelona-Lover preisen sich selbst auf Arte<br />
<br />
<a href="http://flattr.com/thing/441360/Grossstadtsterben-erwnscht" target="_blank"><br />
<img src="http://api.flattr.com/button/flattr-badge-large.png" alt="Flattr this" title="Flattr this" border="0" /></a>Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-37045092334678986062011-11-22T01:06:00.001+01:002011-11-22T10:23:35.765+01:00NetzelitenschelteEs gibt Themen, die kommen im Netzwerk-Web immer wieder auf. Zum Beispiel die Vernetzungsungerechtigkeit. Man schimpft immer und immer wieder auf die Mächtigen, die mächtig sind, weil.. man weiß es nicht: das ist ja meist das Problem! Dies hindert natürlich niemanden daran, Hypothesen aufzustellen. Es finden sich immer wieder selbsternannte Aufrechte, die als Haderer anprangern, dass andere besser vernetzt sind, ohne dies angeblich in unserer Leistungsgesellschaft verdient zu haben. Da wird jeder Posertweet der Großen zum Affront gegen den einfachen Arbeiter in den Ghettos der Netzwerkgesellschaft. Skandal!<br />
<a name='more'></a><br />
Es gibt jedoch genauso viele bereits gelangweilte Teilnehmer der Netze. Sie haben all dies selbst durchgemacht, kennen den Ausgang, kennen die Fallstricke, den frustrierten Elan, der sich in Blogposts manifestiert, die man selbst bei gestandenen Erwachsenen wieder freundlich als "Jugendsünde" werten muss. Schon lustig, wie der Schulhof des Lebens wieder die Versetzung gefährdet.<br />
<br />
Für die wahre Polemik war natürlich immer schon Gonzo persönlich zuständig, Ihr Herab-Lassies. Dass ich bei dem letzten Fartstorm nicht vorher gefragt wurde, zeugt von naivem Größenwahn. Die Polemik-Zeugungsfähigkeit an sich ist nämlich kein Kinderspiel. Aus Asympathie bin ich nun sogar gezwungen, weder die Blindgänger im Netzwerkbusiness noch die Großen, Selbstbild 'Kakalaken-Herrchen', zu unterstützen. Vielen Dank auch! Verdirbt einem ja fast den Spaß an der Sache...<br />
<br />
Deshalb an beide Seiten einfach ein zwei rhetorische Tipps:<br />
<br />
1. Einfach vorher Gonzo fragen. Sonst werdet ihr nie erfahren, was wahrer Größenwahn ist.<br />
<br />
2. Die Eröffnung einer Polemik beinhaltet entweder bereits eine frontale Beleidigung, die Maßstäbe setzt, ihr Menschenflenner, oder eine Schmeichelei, die der moralischen Ungeheuerlichkeit erst den Boden bereitet - wie der hiesige unelitäre aber lebenskluge Kreis meiner Leser natürlich bereits vermutet hat.<br />
<br />
3. Du bist schuld. Nur wer seine Fehler vorweg nimmt kann ihren Neuigkeitswert zerstören und moralische Autorität aufbauen. Das hätte ich euch vielleicht eher erklären müssen. Leider war ich bei der Twitter-Eliten-Diskussion nicht zu richtigen Zeit am richtigen Ort. Dafür entschuldige ich mich bei allen, die mich schmerzlich vermisst haben, besonders jedoch bei Dir, geneigter Leser.<br />
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4. Die Wahrheit mag noch so wahr sein: wenn Du niemandem aus dem Herzen sprichst, bleibst du allein. Beleidige also nicht die Gleichgesinnten in einem Rundumschlag. Denn es gibt viele liebenswerte Verrückte da draußen, die nicht die Anerkennung bekommen, die sie nach ihrer langen, harten Arbeit längst verdient hätten.<br />
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5. Besetze die Zukunft. Denn nur, wenn jeder über die Welt nachdenkt, wie sie sein sollte, werden wir eine Welt mit Eskalationsrecht für alle schaffen - ob groß oder klein.<br />
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6. Kampfeslust. Denn wer glaubt, jeder könne spät nachts betrunken ein Posting über Rhetorik verfassen, kommt leider oft nicht über die Flirttipp-Recherche in seiner Porno-Community hinaus. Und falls doch, so holt er sich auf dem erstbesten Wikipedia-Artikel einen runter und nennt dies Wissenschaft.<br />
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7. Siehe Punkt 1.<br />
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Ich hoffe, ich konnte Euch - biermüde wie ich bin - noch etwas brauchbare Weisheit abzweigen. Eigentlich schlafe ich schon (bzw. denke im Traum).<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>nach dem Fartrant ist vor dem Shitstorm.<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>biermüde Überwindung<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Da schimpft jemand auf die Elite und hat mein Handwerk nicht gelernt.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-51161603596825803112011-11-17T02:02:00.005+01:002011-11-18T10:06:56.945+01:00RotweinenLange nichts mehr geschrieben.. sollte man am Anfang niemals schreiben! Für viele Blogs ist es das Todesurteil, das ewig bleibende letzte Posting, das als armseliger Versuch, doch noch mal zurückzukommen, gleichzeitig Entschuldigungen beinhaltet, die einer jammernden Lebensgeschichte ähneln und trotz des Bekenntnisses zum Blog an sich, das Blog auf der Prioliste nach ganz ganz unten stellt (noch unter den Hund, das Meerschweinchen, den Goldfisch und tägliches Sackkratzen). Zum Glück bin ich jetzt schon mittendrin...<br />
<a name='more'></a><br />
...und muss mich nicht mehr entschuldigen. Für.. egal. Ich Danke zumindest der kleinen, ausgewählten Elite, die sich hier versammelt hat, um abwechselnd Passagen meiner Postings vorzutragen und mit theatralischen Gesten, sangsingender Intonation und rhetorischen Pausen (hier z.B. das in Klammern nicht laut mitlesen!) den Sinn des Lebens in Luft und Zeit zu malen. Hier seid ihr richtig. Hier größt der Wahn den Leser noch selbst aus den Worten und erleichtert die Chuzpe eures alltäglichen Kleinenwahns. (Vorleserwechsel)<br />
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Das Thema dieses Beitrags ist - ihr ahnt es schon - Rotwein. Schlechter Rotwein. Mit langen Über-Leitungen zu leichteren Themen wie z.B. der Frage ob alkoholfreie Weine spätdekadente Römer verhindert hätten. Ich sage zu dieser bedeutenden Frage der Geschichte deutlich und entschieden: Nein. Wenn die Römerelite nicht alkoholisiert geprasst und gefeiert hätte, wäre die Binnennachfrage und der Luxusgüterhandel natürlich zunächst zusammengebrochen. Hätte aber schließlich den neudekadenten Plebs mit seinen Alkoholgelagen zu neuen korrupten Römern mit Hang für Mäusemilchbäder gemacht. Der Abstieg der alten Eliten wäre dann wiederum nicht ohne alkoholische Wein zu ertragen... Alkohol ist eine historische Konstante - ob man keusch leben konnte oder nicht. Drogenluxus ist Kern jeder konsumistischen Gesellschaft und der Erhalt eines Weltreichs hat also mit alkoholfreien Getränken und enthaltsamen Eliten zum Glück nichts zu tun, liebe Zuhörer. Trinkt!<br />
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Rotwein bestärkt gar in vielen Fällen den sehr sophistischen Ausgleich, die gelassene Neutralität am nächsten Morgen. Die Frage, ob Arbeit für fremde Chefs Sinn macht, ist eine Frage der Argumente, der Perspektive, die schlechter Rotwein immer wieder fördert und fordert. Da man sich in der internen Diskussion hinter verschlossenen Bettdekcen meist nicht festlegen kann oder will, gewinnt natürlich die Zeit. Bis es zu spät ist, den Rotwein für verpasste Termine verantwortlich zu machen und der vorabendlich Trinkende als aufgeklärter Staatsbürger selbst Verantwortung für sein Handeln übernimmt, übernehmen muss. Die weinende Wahrheitsspende, in vinum est veritas (oder so ähnlich: Ich kann kein Latein. das in den Klammern nicht laut vorlesen!)<br />
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Die Zeit ist natürlich kein Geschenk des Rotweinens: Sie ist unser spätrömischer Moment in hektischen Zeiten. Wenn ich jemanden prassend eine Zigarette rauchen sehe oder im Park auf einer Bank ruhen sehe, rufe ich immer öfter laut: "Du reicher Schnösel! Du verbrauchst unsere Zeit! Gib uns mal ein Paar Minuten ab!" Oder halt nen Schluck Rotwein, wenn der Zeitschnösel sich als Obdachloser entpuppen sollte.<br />
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Morgen, wenn ich vom Wecker aufwache, wird es keinen Rotwein oder gar Zeit geben, sondern halt nur Rotweinen. Dann braucht es einen Arzt, der Rotweinen nicht von Krankheit unterscheiden kann. Oder zumindest den vorabendlichen Rotwein in Form von Bettzeit verschreibt. In diesem Sinn: Wünscht mir Glück!<br />
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<span style="font-weight: bold;">Zeit: </span>ich kann bis 2 zählen.<br />
<span style="font-weight: bold;">Zustand: </span>Puh, war das ein Kopfwein!<br />
<span style="font-weight: bold;">Anlass: </span>Ich nehme mir die Zeit, weil ich es mir wert bin.Felipe Gonzohttp://www.blogger.com/profile/09499229541162241942noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2638849870094770828.post-76789906149805299602011-11-04T21:11:00.002+01:002011-11-04T22:13:24.423+01:00So Ist das War.So ist es. <div>So ist.</div><div>So.</div><div>Es so.</div><div>Ist es so.</div><div><br /></div><div>Sagt das nicht schon alles, was man wissen muss? Wie wir fühlen und leben. Überleben? Ständig auf der Suche nach einem Sinn? Haben wir zuviel Zeit um Nachzudenken? Sind wir schlichtweg zu faul? Zu faul für einen Sinn? Mit Terminen eingedeckt, immer am Anschlag rennend, aber nie körperlich müde? Und immer wieder die Erkenntnis: Weniger ist mehr. Aber Mehr ist immer weniger. Und immer ist immer. Ist. Ist denn War besser als Ist? Und wenn ja, warum? War das War nicht schon immer beliebter als das Ist und das Geh? Doch. War es. Ist es. Aber das bringt uns nicht weiter. Der Zeitgeist ist schneller als wir kleiner grosser Haufen Menschen. Und weil das so ist, werdet ihr den Text gar nicht bis hierhin gelesen haben. Und darum: Scheiss drauf. GEHen wir unter. Je schneller desto besser. Je lauter desto besser. Prost!</div><div><br /></div><div><span style="font-weight:bold;">Zeit: 22.11 h</span><br /><span style="font-weight:bold;">Zustand: Zu nüchtern</span><br /><span style="font-weight:bold;">Anlass: Terminüberladene Gelähmtheit</span></div>Anonymousnoreply@blogger.com0