Montag, 18. März 2013

Anlauf leerer Worte

Es gibt Zustände, über die man sich selbst wundert. Diese Welt in der Mitte zwischen diffusen Empfindungen und neuer Orientierung, wenn man spürt, es fällt bald eine Entscheidung in deinen suchenden Gedanken, die das Alte nicht mehr vollends trägt. Ich trinke nun, um etwas schärfe in die Wort zu bringen, Fortschritt zu fordern im lavierenden Selbst, das reagieren will. Aber auf was?

Bin ich bedroht? Nein. Es kratzt nichts an mir. Es ist eher ein Vakuum, das ich nicht mehr füllen möchte, das mich bewegt. Ich fühle mich gerne zuständig und war immer fähig, beizutragen. Doch mein Dauerinteresse an Passanten und Mitmenschen ebbt, schwindet. Nicht weil sie jung sind und mit sich beschäftigt, sondern aus Langeweile, weil immer das gleiche siegt in den selbstgefälligen Nichtsnutzen unserer Zeit. Sie nehmen diese Welt nicht mehr wahr, sind nicht mal mehr blasiert, sondern höchstens unberührt von Menschen außerhalb bestehender Kontakte, unrockbar in ihrem unpolitischen Dasein. Wenn man das Schenken zu seinen Hobbys zählt, wird man in dieser Welt nicht mehr glücklich. Kann man darauf überhaupt reagieren? Soll ich ein anonymes Spendenkonto einrichten, auf das ich alleine einzahle? Was bringen mir die flüchtigen Kontakte, wenn ich mit ihnen nichts mehr auf die Beine stellen werde, da sie mich anöden, meinen arbeitenden Geist nicht mehr wert sind.

Früher war ein persönliches Verhältnis die Basis für mein Grundvertrauen in jeden Menschen. Ein gewisses gegenseitiges Verständnis führte zu der Annahme, in Zukunft an einem Strang ziehen zu können, in gewissen Situationen verlässlich zu sein. Wenn dieses nicht mehr möglich ist mit dieser beliebigen Menschheit in den Straßen der Stadt, wieso weiter Altruismus vorleben, das Ego zurückstellen, um andere wirken zu lassen, uninspirierten Vögeln Ernst entgegen bringen, weil man jedem das Recht auf sein Stück Weg gibt, das er zu gehen hat? All die Härte, die man so oft zurückgehalten hat: Warum lässt man nicht dem verbalen Amok freien Lauf, weist die einfältigen Möchtegern-Lebenserfahrenen in ihre Schranken, nutzt seine langjährige Technik für Tiefschläge, die Herz und Geist in einem treffen, würgt die Charakterpimpfe, bis sie das Paradies für einen Atemzug halten? Das alles ist keine Option, denn ich bin kein Aggressor. Doch auch nicht mehr ein Freund dieser Welt. Ich werde mich nie für den Zynismus entscheiden, doch ich mache inzwischen Unterschiede bei meinen Bekannten, die ich nie gewollt habe. Ich wollte immer offen bleiben. Es wird wie immer niemand bemerken. Ich bleibe Einsiedler in meinen Gesten. Und bin weiterhin ratlos, wohin ich gehe und unter wem ich wohnen werde. Ich werde es mir nicht leicht machen, wie die anderen. Aber es wird eine Entscheidung geben.

Zeit: zu früh für Endgültiges
Zustand: Bierschwere Worte
Anlass: Aufbruch ab Bruch

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