Dienstag, 22. Juni 2010

Ist das iPhone sein eigener Porno?

Liege gerade krank in meinem Zimmer in der Sonne und denke über die alte These nach, dass der Erfolg der meisten technisch-medialen Entwicklungen von der Porno-Industrie abhängig waren. Frage mich dabei, welchen Porno-Aspekt eigentlich das iPhone hat: Ist es ein Geschlechtsteil? Kann man es irgendwie einführen? Spielt man gerne an seinem Ding rum? Oder dockt man einfach nur gerne mit seinem Gesichtssinnen an etwas Vertrautes an, so wie früher an die Brust seiner Mutter? Hier eine fiebrige Erörterung.

Das iPhone mit seinem Look 'n' Feel als technische Entwicklung historischen Ausmaßes zu beschreiben ist natürlich gewagt. Es ist aber zumindest erfolgreich - und das trotz Porno-Zensur. Dieser Umstand wäre dann in der Tat eine Art Revolution.

Zunächst die Beispiele für die obige Pornothese zum nachvollziehen.
Video-Kassetten: der Markt für Kauf-Kasseten und Video-Verleihe war eine Ambition der Pornoindustrie. Die anderen wollten ja, dass man weiter ins Kino geht oder Fernsehen schaut. 
Fernsehen: Das Privatfernsehen hatte seine ersten Quotenerfolge mit Sendungen wie Tutti-Frutti. Das Geld, das inzischen über 0190er-Werbung fließt, kann ich nicht beziffern. 
Internet: Man sagt, die ersten wirklichen Geldströme des Netzes und das Wachstum privater Anbieterseiten wären ohne Erotik- und Pornographie-Seiten nicht so schnell erfolgt, wie wir es erleben konnten. 
BluRay: Den jahrelangen Kampf der HD-DVD und BluRay-Konsortien wurde trotz dominanter global player (z.B. Microsoft) letzlich von der Pornoindustrie entschieden, die BluRay als Medium wählte.

Wer in dieser Dartellung eine Verschwörungstheorie wittert, ist paranoia-paranoid. Letzlich ist es einfach die Sex-Sucht und vielleicht bald auch die Spiel-Sucht, die die ersten Geldströme in neue Medienformen leitet und wirtschaftlichem Handeln die erste Grundlage bietet. Die 'Kommunikation' folgt dann diesen wirtschaftlichen Austauschbeziehungen - eine Überlegung von Harold Innis.

Welche Sucht befeuert nun den Erfolg des iPhones? Die Säuberung der Apps von erotischen Anspielungen und Bildern scheint laut Presse zumindest recht strikt. Habe hier gar keine Lust, das Fetisch-Konzept von Marx oder die Spektakel-Kritik von Debord zur Erklärung anzuführen. Auch, weil ich mich mit Sexual-Temrinologien umgebe, heißt dies nicht, dass mich die Staseis-Deklinationen eines Freud oder anderer Psychoanalytiker interessieren: einfach zu statisch und totschlagend für unsere moderne Welt. Mich interessiert bei diesem neuen Phänomen eher die "Selbsterotik" der Nutzer und ihre narzistische Sucht, dem persönlichen Umgang mit einem Kommunikationskanal (Schnittstelle iPhone) Lust abzugewinnen. (Marx und Debord haben natürlich auch Recht).

Kommunikation als selbstverliebtes, erotisches Moment mit Befriedigung? Nicht nur. Ich glaube, der Erfolg des iPhones ist auch ein paradoxer Effekt unserer "Erlebnisgesellschaft": Wenn man zu viel für 'sein Ding' bezahlt hat, blendet man die mögliche Enttäuschung kategorisch aus und nimmt alles als tatsächliches "Erlebnis" wahr.

Sprich: ein massiver Geldstrom war von Anfang an irgendwie Teil des Phänomens iPhone - wie die hohen Preise und der App-Store ja beweisen. Geld auch ohne Porno-Sucht und Spiel-Sucht. Trotzdem bitte alle mal die Hände heben, die ihr iPhone am liebsten ficken würden, wenn es ein Mensch wäre. Keiner? Keine erotische Spannung zu Eurem ästhetischen Alles? Noch nie beim Touchen Lust empfunden? Seid Ihr unreflektiert...

Von der Internet-Sucht war hier bisher noch nicht die Rede. Diese kommt sicherlich der Formulierung 'Kommunikation als selbstverliebtes, erotisches Moment mit Befriedigung' noch am nächsten - auch weil es da ergänzend tatsächliche porneuse Inhalte gibt. Das iPhone ist hier das moderne Methadon, eine Ersatzdroge des im Netz verlorenen Bürgerlichen: Es verspricht ein Ordnung, die man anfassen, begreifen und steuern kann. Es verspricht Ästhetik, die man zum Sinn überhöhen kann. Es verspricht Distinktion, die man in Geld messen kann. Und es verspricht Selbstsucht, da man sich die ganze Zeit mit sich selbst und seiner Position in dieser Welt beschäftigen kann.

Wenn man noch einen Hinweis dafür benötigt hat, dass sich Gesellschafts-Gruppen über lust-igeAufregungen (iPhone) reproduzieren, die erotische Spannung (Porno) zwar einhegen (iPhone-Apps-Zensur), aber gleichzeitig nur umleiten (hier: Lust an Spielzeug), um das Selbst der Menschen im Sinne einer Selbst-Steuerung zu ordnen und so die, in jeder Gesellschaft präsente, Unbefriedigung an eine subjektzentrierte Stabilität zu binden, wird man glaube ich beim iPhone schnell fündig.

Das iPhone ist der Porno des Bürgertums.

Zeit: Vor dem Genesungsschlaf.
Zustand: krank mit temper und temperature
Anlass: Kann Accessoire-Aufregung einfach nicht verstehen.

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