Das Netz verdrängt gerne, denn das Netz ist für viele unbedingt etwas, das weitergeht und nicht stirbt. Es gibt sie jedoch, die Momente der Wut, Scham und Frustration, die das Ende bedeuten und verbrannte Erde hinterlassen können. Wie sieht das Sterben im Netz wirklich aus? Wie begraben die einstmals Zuversichtlichen ihre Projekt- und Blog-Tamagotschis? Eine konzeptionelle Lücke der Internetkultur präsentiert von: Felipe.
Ein Blog ist nie leer. Es steht immer ein Posting oben. Es gibt immer einen letzten Eintrag ins Logbuch. Doch meistens sind sich die scheiternden Blogger nicht bewusst, dass es ihr letzter Beitrag wird, wenn sie ihn schreiben. Es muss immer so wirken, als würde es weitergehen, als wäre das Schiff noch nicht gesunken. Man ist nur kurz unterwegs mit dem Kanu in die Südsee und hat gerade kein Internet.. und das über Jahre: ja ja!
Problem: den Tot feststellen
Leider hat sich bisher kein Brauch herauskristallisiert, für den Fall, dass man einfach mal nichts zu sagen hat. Blogs können jedoch nicht schweigen. Ich will keine Lebensgeschichte von wegen "ich bin jetzt ein JAhr in Dubai und komme wahrscheinlich nicht zu..." oder Frustrations-Texte, die den Leser beleidigen oder stille Resignation, sondern z.B. nur ein Standby im Sinne eines: "gerade ans Blog gedacht und trotdem nichts gepostet" - So wüsste man zumindest, dass die Leiche vor einem noch manchmal zuckt..
Idealerweise einfach ein kodifiziertes Posting, das dem Leser z.B. auch sagt: 'Project abgeschlossen' oder 'Ignoriert und gegegangen' oder 'Flamewar' (für verbrannte Erde) oder 'finanzieller Aufwand zu groß' oder 'zu zeitintensiv' usw. Werde das an anderer Stelle nochmal konkretisieren.
Trauerarbeit ermöglichen
Des Weiteren würde ich ein Kondolenzposting an vorletzter Stelle aufsetzen, in dem Leser die Seite mit schönen Worten nachtrauern können, so dass Trauerarbeit überhaupt ermöglicht wird.
Zu Grabe tragen
Es muss außerdem eine Mischung aus einem Friedhof und einem Museum geben. Die Grabseiten können dort angemeldet werden.
Grabpflege
Von Zeit zu Zeit können gestorbene Seiten an ihrem Todesdatum (obwohl Geburtdatum konzeptionell vielleicht sinnvoller ist) nochmal erinnert und präsentiert werden. So weiß man, dass das Projekt mit Herzblut in den richtigen Händen ist und ab und zu auch gewürdigt wird.. Der Totengräber von der Friehofseite wäre gleichzeitig Kurator eines kleinen Webmuseums.
Trauergemeinschaften
Die frustrierten Blogger können sich über die Friehofs-/Museums-Seite neuen Mut bei Schicksalsgenossen holen und in Gruppen das bestehende SEO-Potenzial ihrer Blogrolls ausschöpfen.
So sähe für mich ein ordentlicher Umgang mit dem Dahinscheiden aus - und jeder hat noch was davon!
Der Totenkult ist zumindest so unausgeprägt, dass man solche Komplexe bei allen Beiträgern des Inetz vermuten muss, die dem Umgang mit dem möglichen Tot von nahen Menschen durchaus ähneln (diesen Tod gibt es natürlich im Netz: siehe hier und hier). Einfach verleugnen. Es geht also grundsätzlich um den zukünftigen Umgang mit dem nichts, das mal was war. Ich rate deshalb hiermit, sich ein Paar Bräuche abzuschauen.
Ich weiß: Es geht um Scheitern, Miserfolg und Uninspiriertheit, mit denen sich kein Internetaufbläser öffentlich in Verbindung bringen lassen möchte. Doch jedes Projekt war mal eine Geste, eine Stoßrichtung, ein Versuch, ein Konzept und darf in diesen Hinsichten auch gewürdigt werden. Nicht alles im Netz kann populär werden und Erfolg haben.. einfach mal einsehen allerseits.
Zeit: mittags
Zustand: gute Frage! Denke an den Tot im Internet.. wirr!
Anlass: "Viele-Ideen-aber-keine-Lust-zu-posten"-Posting wurde noch nicht erfunden.
DISKURS: Kant zu Moral, Natur und Freiheit
vor 4 Tagen
Hier die versprochene Konkretisierung:
AntwortenLöschenhttp://lonesomestartup.blogspot.com/2010/07/blogfriedhof.html
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