Mittwoch, 21. Juli 2010

Zapfhähne im Kopf - das Internet trinkt die Kreativwirtschaft

Die Kreativwirtschaft wurde ja in letzter Zeit immer wieder groß diskutiert. Sie ist die Hoffnung der Denkenden; eine Industrie die auf guten Köpfen mit schnellen Ideen beruht; eine Bezahlung, die Kulturschaffen belohnt.

Gleichzeitig gibt es die Internet-Praxis der falsch verstandenen Geschenkökonomie. Sie ist die Hoffnung der Unentdeckten; die Vorleistung fürs mögliche Bewerbungsgespräch; das Renommé des modernen Menschen.

Funktioniert beides zusammen?

Bin selber auf einem Trip der Kreativtriebschaft mit Selbstverschwendung. Jede Idee muss veröffentlicht werden, um sie zuerst gehabt zu haben, um Testballons steigen zu lassen. Jede Meinung muss formuliert und verbreitet werden, ohne jemals eine müde Mark damit verdient zu haben. Alles an kreativen menschlichem Dasein muss nach ausßen gekehrt werden, da Anerkennung in Form von Geld bisher nicht mein Konto erreicht.

Köpfe mit Ideen überall auf der Welt opfern sich auf, ohne die Sicherheit einer Festanstellung und betreiben für die Vermutung einer Entlohnung Aufwandvorschuss. Die kulturelle Reserve-Armee ist riesig und hofft, durch Geschenke das eigene Können zu beweisen. In dieser Situation passt der Diskurs einer Kreativwirtschaft natürlich perfekt in das Konzept derjenigen, die von diesem Überschuss im Kreativ- und Kultur-Arbeitsmarkt profitieren. Praktikanten sind natürlich nur ein Hinweis. Viele schaffen es nichtmal dahin.. wie zynisch.

Eine Wirtschaft, die dauerndes Kulturschaffen als Prinzip behauptet und Refinanzierung andeutet aber nichts verspricht: nett. Die Zählungen von Kultur- und Kreativarbeitern in Deutschland mag überraschend hoch ausfallen, schlägt aber in die gleiche Kerbe: Weitermachen! Weiterhoffen!

Die Wirtschaft erhofft sich Innovationen für umonst, nur weil sie diese nicht planen kannn. Kein BWLer kann die Zukunft berechnen und möchte deshalb auch nicht dafür zahlen. Was sie jedoch verstehen das sind Lebensläufe. Der Künstler nennt es Portfolio. In diesem Sinne versuchen all die Kreativen, Beweise im Netz dafür zu sammeln, dass man sie ernst nehmen kann. Ein schwieriger Übersetzungsprozess für die fachidiotischen Personalabteilungen und Auftraggeber.

Was bleibt übrig: Kreative, die ihr Können verschenken, sich dabei selbst im Sinne von stretegischen Profitdenkern ernst nehmen müssen und hoffen, bezahlte Kulturarbeiter werden zu können, obwohl ihre Leistung bereits erbracht, da veröffentlicht wurde - zumindest was Ideen angeht. Die Geschenkökonmie fördert Karrieren, schafft jedoch nicht unbedingt Jobs außer in Startups.

Letzlich werden wir alle durch diesen Prozess zu Personen, die unternehmerisches Denken ernst nehmen, ohne, dass wir dafür bezahlt werden bzw., dass Unternehmen Risiko übernehmen. Eine Schule des Denkens.

Nur gemeinsamer Fame kann uns wirklich retten; doch dafür scheint die Hoffnung, derjenige zu sein, der es doch schafft, noch zu weit verbreitet. Viel Glück Ihr Einzelnen! Prekäres und demütiges Dasein macht Euch auf Dauer zu anderen Menschen.


Zeit: am Ende des Tages
Zustand: Zuviel Biar im Kopf
Anlass: Bastele mir gerade nen Zapfhahn an den Kopf.

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