Sonntag, 12. September 2010

Polemik vs. Toleranz

Was war da eigentlich los mit Sarrazin. Der war ja völlig von der Rolle - so meine Meinung. Mir ist hier vielzuviel über Inhalte und Zahlen gesprochen worden. Auch ein komisches Bild, oder eher Normalbild von öffentlichen Personen wurde in der Medienaufregung konstruiert. Irgendwie ein Glaube, dass z.B. Politik etwas mit rein administrativer Arbeit zu tun hätte. So ein Quatsch. Sie ist genau das, was Sarrazin - leider abscheulich einer Minderheit gegenüber - getan hat: Zuspitzung und die Aufforderung sich mit Problemen normativ auseinanderzusetzen.

Die dauernde Suche nach Zahlen und Fakten in dieser Debatte doch irgendwie lächerlich, ist aber wohl der historisch gewachsenen Aufgabe der 4. Gewalt im Staate geschuldet - alles durchaus irgendwie nachvollziehbar.

Eine Auseinandersetzung mit dem Normativen, dem Konsens über eine Welt, wie sie sein sollte (auch wenn sie es noch nicht ist) ist jedoch die Domäne der Ansichten Formulierenden nicht der Berichtenden. Der Journalismus kann dieses nicht leisten: er vermeidet Positionierungen.

Auch 'Religion' ist hierbei - leider leider - eine Art Ansicht über das ideale Leben.

Die Politik steht so ganz logisch in Konkurrenz mit religiösen Alltagsleben-Anschauungen - und wird das auch in Zukunft. Sie muss das ideale, gleiche Staatsgebiet immer wieder herstellen. Ghettos und Enklaven sind dort ein grundsätzliches Problem. Missionare gar eine Gefahr und als grundsätzlich sehr unaufgeklärt einflusshungrig zu bezeichnen. Es geht bei ihrer Tätigkeit um Macht entgegen dem Staat, der aber nunmal unser liebstes Steuerungsinstrument ist. Wenn dieses mit seinen implementierten legalen Normen und auch Idealen nicht mehr ankommt, wird es natürlich zur Eskalation kommen: Da muss sich keine Religionsgemeinde oder Gruppe letzlich etwas vormachen. Würde Politik dies nicht tun, würde sie ihre Arbeit nicht erledigen.

Man will, dass alle Menschen an der moralisch-ethischen Auseinandersetzung in diesem Land teilnehmen. Auch die religiösen Menschen, die sich manchmal doch zu sehr in ihren Ritualen erschöpfen und sich der normativen Diskussion für alle entziehen. Denn das Ergebnis jeder Überlegung kann nur eine Welt sein, in der alle Deutschen in einem Land leben können. Die unkompatiblen Ideologien mit ihren Absolutismen haben hier einfach ein grundsätzliches Problem und werden sich auch ungefragt dieser Auseinandersetzung stellen müssen.

Trotz der Verurteilung Sarrazins: Die Polemik wird weiterhin ein Mittel - und wie ich finde auch legitimes Mittel - der Politik sein. Solange sie normativ ist, ist sie wünschenswert.

Sobald sie auschließend und sogar durch Beleidigungen Klischees festigend ist, hat sie nur scheinbar etwas mit Lösungen zu tun. Das ist einfach kein Umgang. Das sollte kein Normalbild einer staats-öffentlichen Person sein.

Das gilt natürlich ebenfalls für die religiösen Fanatiker und ihre Abkapselung von unserer modernen, postdogmatischen Gesellschaft und unserer idealistischen (siehe GG) Problemlösungs-Demokratie:

Einfach schlechte Gesellschaft, lieber Thilo. Auch Möllemann wartet schon in den Geschichtsbücher auf Dich. Merkst Du was?

Zeit: schon nach der Debatte
Zustand: sportlich.
Anlass: Da stirbt der Roland Koch und der Sarrazin taucht auf! Gibt es einen Gott?

1 Kommentar:

  1. Zu dem Problem, das Deutschland mit Rassengenetik hat, wurde auch hier schonmal geschrieben:

    http://machthumor.wordpress.com/2010/09/01/ist-dieser-affe-ein-jude/

    AntwortenLöschen

Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen kritischen Leser in der Auseinandersetzung 'back to their own track' zu kommen. Man beachte hierbei, dass der Kontrollverlust Teil des hiesiegen Konzepts ist. Wir geben uns also zwangsläufig viel Mühe, Kommentare zu provozieren: so hat möglicherweise jeder was von den Drogen! Welcome!

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