Eine kleine Zwischenbilanz aus subjektiver Perspektive.
Flattr wird wohl eher nicht als Netzwerk verstanden. Es werden dort keine Kontakte gepflegt, keine Verbindungen aufgebaut, keine Interessen zur Basis von "Szenen" oder Gruppen. Dieses wäre theoretisch möglich, da durch Tags und auch durch die Nachverfolgung der "Spender" eine Recherche durchaus einfach ist. Effektiv ist das "Lob" durch Drücken des Flattr-Buttons somit sehr anonym - im Gegensatz zu geschriebenen Kommentaren.
Bin nun seit 1. Juli dabei und habe neulich mein 50. Textstück oder Blog mit Flattr-Button bestückt. Bisher habe ich keinen anderen Flattr-Nutzer persönlich kennengelernt, was zunächst einmal zu der Erkenntnis führt, dass 'das Portal' Flattr mit seinen "undiscovered things"-Vorschlägen und auch die dortige Kategorie-Suche entweder keine oder unzufriedene Flattr-Nutzer gebracht haben. Eine Person hat einen sehr alten Beitrag mit einem Click gewürdigt. Insgesamt habe ich somit 0,27 € verdient.
Bin trotzdem weiterhin ein Fan der nachträglichen Würdigung von Netz-Beiträgen. Wäre ich bei Flattr dabei, auch wenn ich nichts publizieren würde? Ja, aber... wahrscheinlich erst, wenn ich einen Kreativen oder Dienstleister persönlich kennen würde, den ich online unterstützen möchte. Da kommt das Support-Prinzip zum Tragen, dem ich sehr anhänge: das ist Ehrensache für mich! Jeder, der schonmal Musik gemacht oder andere Projekte auf die Beine gestellt hat, weiß, wie selbstverständlich der Bekannten und Freundes-Support ist. 2 Euro im Monat! Die zahle ich genauso gerne, wie den Internetzugang.
Leider glaube ich, dass viele Internetnutzer in ihren Entertainment-Budgets eher auf Endegeräte setzen. Wenn man sich mal überlegt, all die iPhones wären nicht gekauft worden, sondern die gleichen Mittel in den Umsatz von Netzproduzenten geflossen..
Viele haben wohl Angst vor laufenden Kosten und zahlen dann doch Fantastilliarden in Einmalzahlungen für Gadgets. Das Abo-Prinzip ist des unternehmerischen Ichs Feind: Es "investiert" und macht sich nicht abhängig. (Von Abhängigkeit kann man natürlich bei Flattr nicht sprechen.. aber diese Erkenntnis ist nicht weit verbreitet.) 10 Cents im Monat für ein Blog wären 10 idealistische Ausgaben zuviel für die unabhängigen Realisten da draußen. Alle Realisten zu Produzenten zu machen wäre vielleicht ein Ausweg.. sie haben nur leider nichts zu sagen außer: "Ich!" und "Geld" und "Macht".
Mache ich die Fortsetzung dieses Blogs von Flattr-Einnahmen abhängig? Natürlich nicht. Aber von Support. Ob Weitermpfehlungen, Kommentare, Klicks, Liebe, Hass oder anderes Envolvement: einfach mal überlegen, wie Ungleichgültigkeit aussehen könnte.. wünsche viel Phantasie!
Hier noch andere Texte zum Thema:
Flattr Satire
Flattr Widerstand
Zeit: nach dem Experiment
Zustand: irgendwie ernüchtert
Anlass: where's the love? Blog lieber mit Bezahlschranke austatten und alleine lesen?
DISKURS: Kant zu Moral, Natur und Freiheit
vor 4 Tagen
Ich glaube ich habe im flattr forum anderes gelesen, die wollen erst mal die API stabil haben, bevor sie solche Experimente wagen...
AntwortenLöschenMeinst du das Netzwerken und Kontextuelisieren über Tags? Wäre ja irgendwie wünschenswert.. im Moment hängt das noch sehr von der Initiative/Zeit/Mentalität der Teilnehmer ab. Bin gespannt.
AntwortenLöschen