Donnerstag, 23. Dezember 2010

Gated Communities auf zwei Beinen

Will nun meine trunkenen Reflektionen zur 'Unabhängigkeit' fortsetzen. Die Stadt und das Weihnachtsshoppen gaben mir durchaus Anknüpfungspunkte und Anlässe, die Arroganz als überschätzte Haltung einer Selbstständigkeit springt einem an vielen Orten entgegen.

Wenn man wie ich in einer Stadt mit sehr viel Geld und vielen Modeversorgern mit Laufkundschaft lebt, kommt man an den Menschen nicht vorbei, die glauben nichts nötig zu haben. Männlicher Machismo ist hierbei genauso ekelig wie weibliche Blasiertheit - um das mal klarzustellen. Wenn man durch die Straßen läuft, sieht man sie stolzieren, Laufstege imaginieren, Werbeplakate imitieren. Einkaufende Menschen, die an ihre Bedürfnislosigkeit glauben, und gleichzeitig professionell Luxusobjekte wiederbeschaffen: Ein Paradox.

Dass sich junge Menschen schützen müssen, einer Fassade bedürfen, um Demütigungen und Anzüglichkeiten begegnen oder am Besten ausweichen zu können, ist ja klar. Manche - Entschuldigung: viele! - überwinden diese pubertäre Phase aber nie. Besonders der evidente Glaube vieler Passanten, keiner ihrer Mitmenschen könne ihnen etwas Brauchbares bieten, jede Frage auf ihre Antworten würde schon in dem dezidierten Bekanntenkreis gestellt, den man pflegt, ihr Milieu sei qua Schwarmintelligenz bereits die perfekte Selektion für alles Relevante im Leben. Die Unantastbarkeit wird hier zur Intelligenz verklärt!

Für Frauen ist ihr Aussehen Pfand für Unantastbarkeit und vermeintliche Unabhängigkeit; für Männer mit ihren Normalo-Karrieren und Papa-Mobilen inzwischen ebenfalls. Die Stadt, die Einkaufsstraße trainiert das Herablassen, das Menschen ignorieren, die Zielstrebigkeit der gated communities auf zwei Beinen. Für viele wirkt das fälschlich als "unabhängig": Ein Mensch, der keine anderen Menschen mehr braucht. Das Denken in den Chefetagen der monetären Hierarchien ist in seinen narzistischen Tendenzen ein Tragödie für die Charakterbildung. Männer kaufen sich Frauen wie Luxusobjekte, Frauen kaufen sich Männer für ihr Entertainment und entkommen dabei dem Arierdiskurs nicht. Ein Selbst, auf ästhetischer Distinktion gegründet, muss an Überlegenheit glauben, die letztlich bei hübschen Frauenkörpern und Gelddynastien in eine Abstammungsbegründung enden muss.

Ich bin reicher, mächtiger nicht weil ich das Denken gelernt habe, sondern weil ich einfach vom Material her besser bin. Die Unabhängigkeit - wie sie in diesen Kreisen gern gesehen wird: als finanziell - wird hier zu einem genetischen Determinismus. Diese Menschen kommunizieren mit ihrer Umwelt nicht, da sie an die Logik ihrer Überlegenheit glauben müssen. Man erwartet von dem Pöbel nichts.

Dass auch Eliten durch diesen Intelligenz-Inzest verblöden und Weltkriege herbeijubeln, haben wir im letzten Jahrhundert schon bewiesen bekommen. Diese herablassende Arroganz auf der Straße, diese pubertären Schwächen "gestandener" Frauen und Männer machen mir Angst. Werden sie letztlich wie in anderen Ländern zu härteren Maßnahmen greifen, um das öffentliche Wissen zu unterdrücken, dass sie verblödete Snobs ohne Wert für diese Gesellschaft sind? Wieviel Aufwand werden sie betreiben, um Widersprüchliches und das Wissen um nicht-genetische, allgemeine Intelligenz zu unterdrücken? Walter Scheuerl hat mit seiner PR-Bewegung gegen 6 Jahre gemeinsames Lernen und seine unzähligen Unterstützer aus dem Hamburger Bürgertum bereits eine erste Antwort darauf gegeben: Sie geben Alles! Und viel Geld! Jeder, der nicht hübsch genug zur Einheirat oder abstammungsgenug zur Elitenzugehörigkeit ist, hat dumm und doof zu bleiben, damit das Weltbild weiter steht.

Sehr unreif. Gar lächerlich, Ihr Schisser! Ohne Eure alltägliche Arroganz und Blasiertheit würdet Ihr sterben, denn ihr seid durch Eure intellektuelle Inzucht etwas zu langsam im Kopf geworden. Ich persönlich nehme es auf jeden Fall auch betrunken mit Eurer Unphilosophie auf. Nüchtern hinterließe ich Leichen und Frauen, die Eure Söhne verlassen, ohne dafür Geld zu bekommen. Also: Baut Mauern! ;)

Zur Unabhängigkeit gehört irgendwie auch die Fähigkeit, ohne Milieu zu überleben. Außerdem muss man nicht auf Menschen herabschauen, um etwas zu sein. Für viele Vermögende ist jedoch genau dies ihre einzige Selbstlegitimierung. Traurig.

Zeit: Irgendwas vor Weihnachten
Zustand: stetiger Bierfluss seit einigen Stunden
Anlass: Plumpe Unantastbarkeit setzt sich als Style für den erwachsene Menschen durch.

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