Samstag, 1. Januar 2011

Mehr oder Weniger

Neujahr. Der institutionalisierte Abschied. Alle sprechen davon, das etwas raus muss, etwas weggefeiert werden muss, die bösen Geister verjagt werden müssen. Ein Moment, in dem man paradoxerweise mehr von allem Exzess dieser Welt haben möchte, um daraufhin ein Weniger an Lastern und bad habbits anzustreben. Diskontinuität ist hierbei durchaus nicht in allen Bereichen zu erwarten: Ein kleines Dorf wehrt sich gegen die Neujahrs-Enthaltungsversprechen: Soziale Netzwerke.

Habt Ihr gestern Nacht jemanden getroffen, der sich vorgenommen hat, fünf Bekannte aus seinem virtuellen Freundeskreis zu löschen? Wurde irgendwo Twitter-Enthaltsamkeit propagiert? Hat sich jemand vorgenommen, seine Internetsucht behandeln zu lassen? Wurden iPhone-Flatrate-Verträge gekündigt? Hatte jemand vor, das Google-Universum zu verlassen?

Lebensplanung und Gesundheits-Themen prägen die meisten Selbstversprechen. Ein Außerhalb von sozialen Netzwerken, - wie es von einigen Journalisten mit ihren Enthaltsamkeits-Experimenten im letzten Jahr als Absurdum vorgeführt wurde - scheint kein Trend in meinem Freundeskreis zu sein. Soziale Medien scheinen eine rein additive Eigenschaft zu haben: Jeder Dienst, Jeder Freund, Jede Funnktion kommt hinzu und keiner geht.

Das ist natürlich Quatsch, da durchaus Dienste wieder verschwinden; dies jedoch nicht unbedingt, weil die User ihre Accounts löschen, sondern weil die Nutzung zurück geht. Die Performanz ist also eines der wichtigsten Lebenszeichen für Dienste, nicht die Menge der User. Diese verlassen nie aktiv den "Kundenstamm". Was war Euer letzter Dienst, dessen Account Ihr wirklich gelöscht habt?

Soziale Medien, die auf User-Generated-Content setzen, kennen keinen Verlust. Soziale Medien kennen nur soziale Relevanz, die abnehmen kann. Das Web 2.0 penetriert uns nicht und veranlasst uns nicht, unsere "Mitgliedschaft zu kündigen". Es wartet auf mehr Input und wird in den absoluten Beitragszahlen nur wachsen. Werden wir uns zu nächsten Sylvesterabenden in unserem Leben irgandwann einmal vornehmen, etwas zu schrumpfen? Gibt es durch das allumfassende internetgestütze Angebot und unsere freie "Programmwahl" überhaupt mediale Inhalte in unserem Leben, von denen wir weniger wollen? Und was ist mehr und was ist weniger? Zeit? Zahlen? Intellektueller Aufwand? Lebensdurchdringung? Inspiration aus irrelevanten Richtungen? Soziales Involvement? Ask yourself...

Zeit: schon wieder der nächste Abend
Zustand: ein besonnener Kater
Anlass: Habe mich gefragt, welche Mediennutzung meine erste wird. 2011..

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Als Quelle ist immer "drunken news" zu nennen.

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