Mittwoch, 23. Februar 2011

The Zeit wants you!

Hier nun wieder ein Posting (engl. 'Post') zum Thema Unabhängigkeit. Es gibt einen Aspekt unserer menschlichen Wirklichkeit, der durch die Denker unserer Zeit bisher nur stiefmütterlich behandelt wird: Die Zeit. Kant ließ sich einst zu der Aussage hinreißen, Raum und Zeit seien Apriori unseres Denkens. Trotzdem widmen wir uns in der Gesellschaftsforschung fast ausschließlich dem Aspekt Raum. In Zeiten von Always-On und Sozialen Netzwerken nicht wirklich zeitgemäß.

Laut vieler Publikationen der 80er und 90er Jahre - mit ihrer Behauptung eines "spatial turns" in unserer Kultur - prägen räumliche Ordnungen, räumliches Organisieren und natürlich räumliches Denken unser Zusammendenken. Allgegenwärtige Karten, die Stadtplanung, die Geopolitik, die privaten und öffentlichen Räume usw. werden zur Struktur erklärt und dominieren. Das Individium benutzt den physischen und sozialen Raum zu Orientierung. Sich von diesen räumlichen Mustern zu emanzipieren, eigene Räume in diese Welt einzuführen und die gewaltsamen Ordnungsbestrebungen des Staates und der Diskurse durch künstlerische Praxis zu irritieren, war ein Konzept der 60er bis 80er Jahre. Das Individuum kämpfte gegen die Struktur in Form von Räumen.

Leider hinkt die Forschung wie immer hinterher. Für die Ordnung unserer "Individuen" sind die Eigenschaften der Zeit inzwischen extrem relevant. Besonders die kritische Auflösung von öffentlicher und privater Zeit - analog zum Raum - hat starke Veränderungen zur Folge. (Wer twittert, ahnt vielleicht, worauf ich hinaus möchte.)

Die Strukturierung der Zeit ist ein Rhythmus; und jeder vermeintlich eigene Rhythmus ist ähnlich wie der Raum eine ordnende Erziehung. Die Einteilung des Tages in 24 Stunden ist hierbei nur der willkürliche Rahmen. Wir verbinden uns in immer schnelleren Rhythmen mit der Öffentlichkeit und für den Einzelnen bedeutet dies, sein Selbst im Sinne einer dauernden möglichen Beobachtung zu disziplinieren. Wenn ich bei allem was ich tue so tun muss als schauten alle Menschen die ich kenne (und auch die anderen) zu, so löscht man allen Raum aus. Ich bewege mich nur noch in einem sozialem Raum.

So werden wir singulär und ohne Eigen-schaften, da alles eigene immer dem Lebenslauf unseres Avatars entsprechen muss, Brüche uns im Always-On sehr unglaubwürdig machen: das perfekte bürgerliche Subjekt. Die veröffentliche Normalität wird zum andauernden zeitunabhängigem Normalfall. Die Paar Digital Bohèmes, die sich einen eigenen Rhythmus leisten können, empfinden sich nicht umsonst als Helden. Sie glauben an den emanzipatorischen Moment ihres Ausbruchs. Doch leider werden diese Exzentriker ganz schnell ausgerechnet vom Raum wieder gefangen, der sie verortet und analysiert zu Talkshowgästen macht, einer Szene zuordnet. Der 'Diskurs' holt sich seine Kinder über Raum und Zeit und macht sie zu 'performativen Objekten' seiner Ordnung. Wer glaubt, Irokesen könnten keine bürgerliche Ideologie verbreiten, der sollte mal in den Spiegel schauen.

Zeit: am Abzug
Zustand: Emanzipatin durch Trinekn
Anlass: Der Rhythmus wird unterschätzt

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