Samstag, 7. August 2010

Prekäre Freude

Was ist der Mensch, wenn er Sorgen los ist? Habe das große Problem "Wohnungssuche" hinter mir und kann mich fast gar nicht richtig freuen. Die kurze Suchfrist und die diesbezügliche Spannung wurden vorher mit System verdrängt: warum sich das Leben schwer machen, wenn man sowieso alles tut was man kann; und welcher Vermieter möchte mit überforderten, selbstmitleidigen Menschen langfristige Verträge schließen? Es brachte einfach nichts, sich der Entnervung hinzugeben, und doch hätte ich mir mehr Drama gewünscht.

Die Klingel ging heute um halb sieben und ich liege viel zu früh wach im Bett. Habe gestern nach einiger Geldbesorgungshektik den Vertrag unterschrieben, die Kaution abgegeben und die erste Miete auf den Tisch geblättert. Selbst die Dinge mit meinem jetztigen Vermieter konnten gestern noch geklärt werden, und alles ist in trockenen Tüchern. Doch irgendwie fehlt die Freude, die Entspannung, die Erlösung vom Drama.

Die Zusage zur Wohnung war selbst schon so irreal. Da besucht man alle Massentermine in den Randgebieten der Stadt und bekommt um halb zehn abends - nach zweitem Feierabend - einen Anruf, dass es mit der Traumwohnung in zentraler Lage geklappt hat und direkt einziehen kann.

Man freut sich schon deshalb irgendwie nicht, da man hier immer mit einem Haken rechnet. Es wurde auch nicht derbe gefeiert und angestoßen, da man gerade Unsummen an eine Person abgegeben hat, die man erst zwei Mal gesehen hat: der nächste Monat wird sehr hart. Das Glück verpufft einfach ungewürdigt und lässt nichts zurück: Das prekäre Leben, wie es entleibt und entlebt.

Hatte ich mich vorher in Freundeskreisen noch als armen Suchenden darstellen müssen, so will ich mich jetzt nicht zusätzlich noch über soziale Netzwerke oder Telefonate mitteilen: dies wäre kein wirkliches Drama, sondern wie ein Streber, der vor den Klausuren immer die Befürchtung äußert, es könne diesmal ganz schlecht werden und dann absahnt und auch dies allen unter die Nase hält. Ich brauche schon mein eigenes emotionales Drama und einen Ort dafür.

Habe zum Glück noch genügend andere Probleme, frage mich jedoch, was andererMenschen für emotionale Wracks und nichtssagende Körper sind, wenn sich ihre Probleme regelmäßig von selber lösen. Manche Menschen streben ja Reichtum an, um dies zuerreichen. Zu interessanten Menschen werden sie dadurch zumindest nicht: Sie haben kein Leben von dem sie berichten könnten. Aber auch ich habe durch die Stressunterdrückung im prekären Dasein und die Leere, die nichtmal der glückliche Zufall mehr füllen kann, wenig zu sagen. Schade.


Zeit: Nach dem Problem ist vor dem Problem
Zustand: Da wo nichts ist, kann auch der Alkohol nicht verstärken
Anlass: Wo bleibt die Freude?

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