Bin heute Abend recht zufrieden: Mein Beitrag auf WMD kam ganz gut an, ich durfte mich mit Satire beschäftigen, der Abend lässt noch Zeit für einen neuen Blogbeitrag. Diese Ruhe muss natürlich jetzt mutwillig zerstört werden. :) Bei vielen Dingen frage ich mich, warum ich den Scheiß eigentlich lesen soll, warum ich meine Zeit für gewisse Dinge aufwenden soll. Ich ermüde so schnell. Ich langweile mich so schnell.
Dies fängt schon bei Literatur an: Mein eigener Kopf war immer spannender als die meisten Bücher. Bücher: ein lineares Programm, das man sich reinpfeift, um eine "eigene" Erfahrung zu machen. Da hat sich die Pädagogik aber geschickt versteckt. Sind Bücher nicht auch ein Hinweis auf Phantasielosigkeit? Ich weiß, das hört niemand hier gerne. Warum solltet ihr diesen Beitrag lesen? Das wäre die faire Anschlussfrage. :) Wer bei Publikumsbschimpfung aussteigt...
...kann diesen Absatz nicht mehr lesen. Genialität kann es meist nicht sein, warum wir Bücher lesen: Wir lesen einfach mehr Bücher, als es Genies auf dieser Welt gibt. Fehlt uns eine Fähigkeit, Szenarien zu denken? Wenn mir jemand eine Geschichte in zwei drei Sätzen erzählen kann, fehlt mir dann das Beiwerk, der flaubertsche Schmuck, den die Fiktion mir drumherum noch anbietet? Habe ich so wenig Menschenkenntnis und Vorstellungsvermögen oder fehlen mir die präzisen Worte, um einen Charakter und seine Handlungen selber in einem kleinen Absatz zu fassen. Fiktion ist für mich idealerweise ein Fundstück. Ein gefundenes Szenario, auf das ich bisher nicht gekommen bin. Hingeben will ich mich trotzdem selten...
Ein Narrativ für eine Geschichte mit Ende ist immer gleich: Es gibt einen Anfang, es gibt ein Problem, es gibt ein Ende. Die Geschichte des menschlichen Leidens unter einer tragischen, problematischen Situation interessiert mich nur im Sinne einer geistig-körperlich-seelischen Situation und ob es irgendwie ein Happy End gibt. Nicht eine langatmige vom Autor pathetisch inszenierte Empathie-"Gelegenheit". Ich setze mich ja auch nicht einer Clockwork Orange Situation aus, in der meine Lieblingsmusik (mein Leben) gespielt wird, während ich mir KZ-Häftlinge angucke. Das ist Selbstkasteiung und mittelalterliches Christentum. Wer bis hierhin weitergelesen hat wird nun belohnt: ich bin faul und verwöhnt und tue der Poesie natürlich unrecht.
Ein Werk - besonders in dieser Konkurrenz-Situation mit den unzähligen anderen Autoren - ist natürlich Kunst. Es entfaltet sich die Welt, und ein Mensch, der neue Orientierung sucht, findet diese sicherlich besser in der Muße mit einem Werk. Wir kennen das auch als "Kontemplation". Ich glaube dieser Wunsch nach Kontemplation sorgt weiterhin für die Popularität des einsamen Mediums Buch. Es ist quasi das Gegenteil von Sozialen Netzwerken. Ein Netzwerk mit einem Kontakt (dem Autor) und einem kontrollierten Ablauf der Erzählungen schafft trotz dieser Kontrolle einen Raum des Eigenen.
Das mit dem Eigenen habe ich persönlich aber schon hinter mir und bastele nur zum Plaisir an schwierigen Szenarien für meinen Kopf. Nicht mal meine eigene Schwäche kann mich wirklich verstören. Ich tue mein Bestes, mich selbst herauszufordern, mir Fragen zu stellen, die mich schwächen - und stehe dann einfach zu den Schwächen, die ich als menschlich beobachte und deshalb meine Erfahrungswelt bereichern. Der Selbstversuch bestätigt damit mein Eigenes. Ich mache es jedoch Medien - wie z.B. Büchern, Blogartikeln, Kunst - nicht gerne einfach. Wäre der Versuch, mich mitzureißen zu billig, und ich gebe mich dem auch noch hin, wäre das simpler Selbstbetrug. Ich sehe doch wie es versucht wird und funktioniert. Dafür muss es schon Kunst sein, die ich als Geste befürworte... oder es flasht mich wirklich. Ich schaue gerne auf. Es gibt nur so selten Gelegenheit. Und ein Buch ist irgendwie keine 'Gelegenheit', sondern eine Beschäftigung. Bin wohl ein Kind meiner ungeduldigen Zeit.
Zeit: Huch, schon "Zeit". Ist der Beitrag schon zuende?
Zustand: Vielleicht schreibe ich ja selbst mal ein Buch. Betrunken wie jetzt. Irgendwas mit 'Boy meets Girl'.
Anlass: Schaue immer gerne auf. Vieles hat es auch verdient.
DISKURS: Kant zu Moral, Natur und Freiheit
vor 4 Tagen
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Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen kritischen Leser in der Auseinandersetzung 'back to their own track' zu kommen. Man beachte hierbei, dass der Kontrollverlust Teil des hiesiegen Konzepts ist. Wir geben uns also zwangsläufig viel Mühe, Kommentare zu provozieren: so hat möglicherweise jeder was von den Drogen! Welcome!