Dienstag, 1. Juni 2010

Kann man Pop noch kritisieren?

Muss das weh tun. Da kommen alle europischen ereignislosen Staaten zusammen, bauen ein Bühne auf, um irgendwie einen Moment des Eigenen zu schaffen. Ein Moment, in dem alle anderen mal zuhören müssen, was die kleine Nation, die im internationalen Strom der Medienmeldungen nie vorkommt, von sich hält bzw. zu bieten hat. Und dann gewinnt eine ekelig erfolgsverwöhnte Grinsekatze mit seiner Professionellen aus Deutschland, der nichts zu sagen hat, nichts repräsentiert, keinen Stolz mehr nötig hat und organisiert typisch gründlich-deutsch die größte Publicity in whole europe.

Natürlich sind auch die anderen Kandidaten eine absurde Vertretung eines anachronistischen Verständnisses von Nationalkultur - ähnlich wie z.B. der BundesvisionSong-Kontest Landesgrenzen innerhalb Deutschlands behauptet. Was wissen wir über diese Menschen, die dort auftreten? Was wissen wir über die Hoffnungen, die nationalen Auseinandersetzungen um ihre "Abgesandten", ihre Ernsthaftigkeit bezüglich des Grand Prixs? Natürlich nichts, außer, dass sie anscheinend "Armenier" oder "Slovaken" sind. Letzlich werden nur der Gewinner und das "eigene Volk" betrachtet: Wie international ihr Nationalidioten!

Alle mit sich selbst beschäftigt? Nein; So mancher denkt halt auch an Lena. Das unerreichbare Einzelkind, das gar nicht weiß wie ihm geschieht aber alle ganz doll "heartet". Das weibliche Schema des 'mir-passiert-etwas', von dem ich eigentlich gar nicht wollte, dass es so weit kommt. Das etwas störrische vielleicht auch einfach verwöhnte Mädchen, dem man alles als authentisch und charmant abnimmt, obwohl es in seinem jungen Geist wie jede hübsche Person zunächst nur die Selbstherrlichkeit gelernt hat.

Man muss jetzt nicht auf die junge Frau einschlagen nur weil sie überraschend erfolgreich ist. Sie sollte ruhig vorsichtshalber weiterhin das Mädchen miemen, denn die Neider kommen schnell. Leider steht sie im poppigen Mittelpunkt von ganz Europa, und nur weil ihr das "passiert" ist, heißt das nicht, dass ihr Phänomen unpolitisch ist. Der Zufall, der sie trifft, ist keine Entschuldigung und Raab ist kein Unschuldslamm und zieht alle Register. Der Erfolg um jeden Preis, der durch seinen Pop-Sog alles neben sich ausblendet, was eine kulturelle Bedeutung haben will: ist das wirklich einfach hinzunehmen? Man muss. Doch jeder Hype beinhaltet auch seine Verblödung und das darf man feststellen.

Um den Bogen zum Anfang zu schlagen: All die europäischen Länder, die einen eigenen Pop-Diskurs bezüglich des Grand Prix geführt haben und - zwar sehr künstlich - dabei waren, das zarte Pflänzchen von Bedeutung in ihre Teilnehmer hineinzuprojezieren, wurden weggefegt. Es bleibt ein deutscher Medienunternehmer und ein Ding, dem das alles passiert - so stellt sich das Lenchen zumindest weiterhin dar. Und all die orientierungssuchenden Menschen, die auf diese modern-völkende Popveranstaltung durch ihre nationalen Medien eingestimmt und gepolt wurden, glauben jetzt tatsächlich, dass etwas echtes passiert ist und nehmen den deutschen Hersteller-Pop ernst wie ein deutscher Abiturient, der ein Jahr in die Staaten geht und "alles ganz toll" findet und bei Rückkehr vor USA-Bejahung das bedingungslose Aufschauen gelernt hat.

In dieser Hinsicht hoffe ich, dass die Welt auf Lena herabschaut, denn die Aufregung, die sie produziert ist völlig sinnlos. Nur diejenigen, die das Hip-Sein brauchen für Ihren Selbstentwurf, werden Lena in ihr Herz aufnehmen. Feiert schön den Lebensersatz Lena!


Zeit: nach der Arbeit ist vor der Arbeit
Zustand: erschrocken vom Pop dieser europäischen Welt
Anlass: kein anderer der hiesigen Autoren hat es zu einm Lena-Kommentar geschafft

1 Kommentar:

  1. Hat man noch Worte? :) Tut mir leid, aber wenn die Beiträger der kritischen Traditions-Medien nicht bald begreifen, dass es in Artikeln nicht um die Rettung ihres bürgerlichen Selbsts im Sinne "sich ernst nehmen" geht, können sie sich auch nicht in Pop-Diskursen bewegen. Das muss scheitern. Die Welt ist ein Phänomen, das man einfach beschreiben muss, ohne etwas für das eigene Ego zu wollen; und die Welt ist subjektiv und in dieser Hinsicht nicht 'richtig' und 'falsch', sondern einfach effektive Wirklichkeit. Die Probleme von diesem Herren der Welt habe ich mit meinem Blogkonzept nicht nötig.. zum Glück! :)

    http://www.welt.de/kultur/article7891811/Lena-und-das-wortreiche-Schweigen-der-Popkritik.html#reqRSS

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Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen kritischen Leser in der Auseinandersetzung 'back to their own track' zu kommen. Man beachte hierbei, dass der Kontrollverlust Teil des hiesiegen Konzepts ist. Wir geben uns also zwangsläufig viel Mühe, Kommentare zu provozieren: so hat möglicherweise jeder was von den Drogen! Welcome!

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