Samstag, 13. November 2010

Die Tugend der Schwäche und ihr emanzipatorisches Potenzial

Die Schwäche kotzt mich langsam an. Nicht die Tatsache, dass Menschen Schwächen haben, sondern die Lobbyisten der Schwäche, die versuchen, uns allen klarzumachen, es sei toll, nichts zu denken, sich leichten Wegen hinzugeben, sich in den Schoß von Ideologien fallen zu lassen. Sie überhöhen das Schwachsein als Sinn, als Menschsein, als Reife. Was soll das eigentlich?

Um eins klarzustellen: Menschlichkeit hat etwas mit Unzulänglichkeit, mit dem Verstehen von Wegen des Werdens, mit Demut vor den eigenen Grenzen und Problemen anderer zu tun. Niemand ist ohne Grund der, der er ist – wer hier heraus fällt, den können wir nicht mehr erkennen, der ist irgendwie etwas anderes. Doch wenn der Mensch eine Geschichte ist, wie können wir ihn, wie kann er sich selbst bewerten, wenn er sich als Treibgut sieht?

Wenn man Schwankungen erlebt, oder sich Schwankungen extra hingibt, so wie ich hier, ist dies eine schöne Sache. Wenn man den Moment, indem man sich nicht mehr als Handelnder sehen möchte, normalisiert, gibt man die Verantwortung ab. Wer hat ein Interesse daran? Ich als Privatperson auf jeden Fall. Es ist eine Ausweichbewegung gegen den Ernst. Der Kontrollverlust ist die größte Prüfung der eigenen Gelassenheit, Belastbarkeit, Unabhängigkeit von dem Urteil des Außen.

Doch nicht, um mich in den Schoß der Kirche, den verschiedenen Ideologien des Neoliberalismus oder denjenigen zu legen, die wollen, dass sie für uns Denken dürfen. Wer die Schwäche als Normalfall definiert, vordergründig tolerant gegenüber den Naiven gibt, ist mir suspekt. Er will die Menschen nicht ernst nehmen, sondern vereinnahmen. Er ist der Gönner im Beichtstuhl, der aus der Erniedrigung die Autorität seines Absoluten schöpft. Widerlich!

Die Schwäche ist nichts Offenes oder Allgemeines, sondern etwas Eigenes. Etwas, das zumindest gegen etwas gerichtet ist oder irgendwo hin will. Ist das nicht der Fall, will man den Rattenfänger.

Zeit: Morgens doch der letzte Abend ist noch unbeendet
Zustand: Betrunken
Anlass: Schwach sein wird zur political correctness promoted

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Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen kritischen Leser in der Auseinandersetzung 'back to their own track' zu kommen. Man beachte hierbei, dass der Kontrollverlust Teil des hiesiegen Konzepts ist. Wir geben uns also zwangsläufig viel Mühe, Kommentare zu provozieren: so hat möglicherweise jeder was von den Drogen! Welcome!

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