Montag, 8. November 2010

Sucht nach B-Weisheit meiner Existenz im Netz

Werde gerade krank und liege mit schwachem Kopf im Bett. Ich merke, wie mich ein unproduktiver Tag wirklich tief entnervt. Ich brauche einen Rhythmus des Tuns, des Welt Gestaltens, des Publizierens, um mich wohl zu fühlen. In meinem momentanen körperlichen Zustand bin ich mir nicht sicher, ob dieses tiefe Bedürfnis oder meine Krankheit das Unwohlsein ausmachen.

'Einen Text schreiben' hat für mich nichts von einem Tagebuch: es geht um den schnellen Rausch, den Versuch, einen Aspekt schnell mit pointierten Worten festzuhalten, um mich und andere daran teilhaben zu lassen und erinnern zu können. Meine Betrunkene Weisheit (B-Weisheit) und drunken news sind hier nunmal Konzept. 'Automatisches Schreiben' der Surrealisten und Gonzojournalismus à la H.T. Thompson sind meine Brüder oder Schwestern in diesem Sinne, die Philippika und die Rednerphilosophen vergessene Ahnen meines Wort-Tuns. Was ist dies für ein Drang, wenn mir das Ausbleiben dieser Tätigkeit regelmäßig Frust verspricht?

Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Internetsucht? Eigentlich nicht: ich hänge nicht am Netz, sondern suche Kommunikation. Selbstsucht? Dafür bin ich zu sehr an Lösungen interessiert und nehme das Scheitern durch meine betrunkenen (oder heute kranken) Zustände gerne in Kauf. Kontrollverlust? Dafür ist der Versuch, diese Welt zu ordnen - wenn auch unkonventionell - zu präsent. Missionierung? Dafür nehme ich mich selbst als Person nicht ernst genug. Hass? Dafür bin ich zu sehr Menschenfreund. Die Angst, intellektuell zu verkümmern? Vielleicht. Das Experiment? Dass ich es irgenwie betrunken kann, habe ich längst bewiesen. Für das Publikum? Dieses kenne ich nur sehr wenig und es hat sich selten als Fan geäußert und eine Fortsetzung gefordert. Für den Ruhm? Dafür Sorge ich mich zu wenig um eine Verbreitung meiner Beiträge. Für Geld? Schaut Euch die Flattr-Buttons an.

Es gibt also wohl keinen externen Grund und keine pauschal-psychologische Begründung für mein Tun. Ich festige mich nicht in diesem Blog, da ich mich dem Scheitern hingebe; ich bekomme kein Feedback und empfinde meine Schwäche auch nicht als Aushängeschild, das eine Verbreitung sinnvoll machen würde.

Ich liebe die Rethorik und das Formen von wirkenden Texten, die der Rede den hässlichen Schatten der demagogischen Massenmörder wieder austreiben und eine Kommunikation über kurze un-nüchterne Stücke wieder zutraut. Es ist ein bisschen schade, dass viele Nicht-Leser aber auch Leser dieses Blogs diese Art der Auseinandersetzung nicht selbst üben bzw. zum Dialog ansetzten.

Um einen Bruchteil meiner Gedanken wenigstens nachweisbar einen Ort zu geben und diese Welt von der Polemik und der Produktivität von Selbstexperimenten und subjektiven Texten zu überzeugen mache ich weiter.. und ich brauche diese Mission, da diese Welt so zurückgeblieben in ihren Potenzialen ist, dass der Schmerz durch die Vielzahl der Kopftotgeburten wieder mit dem Schmerz des betrunkenen naiv Polemischen konfrontiert werden muss, um die Zukunft denken zu können. Alles andere wäre flach und befriedigt nur technokratische Intensität, nicht jedoch mich.

Ich bracuhe kein 'Ich weiß' für meine Existenz, sondern ein 'Ich wusste es' um die alte Existenz mit seinen beschränkten Leitplanken-Thesen zur Welt überwinden zu können. Wenn jemand zuschaut:: In Ordnung: ich habe keine Angst, offen künstlerische Forschung zu betreiben. Ich betrunkener B-Weiser lege A-Denken ad acta damit wir alle endlich C sagen können: das wäre zumindest ein schöner Nebeneffekt meiner hiesigen Performance. Betrunken schreiben muss ich auch ohne diesen Effekt, um dieser toten Welt immer etwas anzutun - auch wenn es niemanden erreicht. In dieser Hinsicht beruhige ich wohl irgendwie doch mein intellektuelles Gewissen..

Zeit: Metazeit
Zustand: krank und kopp zu
Anlass: Warum bin ich so unzufrieden, wenn ich am Tag nichts raushaue?

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Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen kritischen Leser in der Auseinandersetzung 'back to their own track' zu kommen. Man beachte hierbei, dass der Kontrollverlust Teil des hiesiegen Konzepts ist. Wir geben uns also zwangsläufig viel Mühe, Kommentare zu provozieren: so hat möglicherweise jeder was von den Drogen! Welcome!

Copyright

Auch wenn es mir widerstrebt, die Nutzung von Wortfolgen durch eine Lizenz zu beschränken, muss ich dies notgedrungen tun. Anlass hierfür ist der Contentklau eines kommerziellen Anbieters, der Ergebnisse des Googlebots als Postings auf seinem Blog ohne Rücksicht auf bestehende Lizenzen veröffentlicht und diese auch noch selber unter cc (by-nc-nd)-Lizenz stellt. Alle Text-Inhalte dieser Seite stehen somit ab sofort und rückwirkend unter creative commons (by-nc-sa).

Als Quelle ist immer "drunken news" zu nennen.

Glücklicherweise war das Weblog, das diesem Verfahren ausgesetzt war, bereits mit einer cc-Lizenz ausgestattet.

Das automatisierte Verfahren des oben genannten Anbieters funktioniert wie folgt: Er ruft aktuelle Sucheingaben bei Google ab (im Falle dieses Blogs z.B. "drunken news"), crawlt den Content des ersten Inhalts/Postings, veröffentlicht diesen auf seiner Seite in quasi-zitierter Form, behauptet, der Content wäre von dem jeweiligen Blogger (mit Namensnennung) auf seiner Seite geschrieben worden, verlinkt den Suchbegriff auf seiner Hauptseite mit dem geklauten Inhalt in seiner Seite. Da seine Seite SE-optimiert ist, werden besonders bei kleineren Blogs seine geklauten Inhalte höher gerankt und führen somit zu Fehlclicks auf die falsche Homepage.