Freitag, 5. November 2010

Die Renaissance des Adels und das neue Soziale

Ist die Zugehörigkeit zum Adel wirklich unser Antrieb? Ist das das einzige zivilisatorische Überbleibsel in unserer pseudo-sozialen Zukunft? Was ist mit Nestbau? Was ist mit Spiel? Was ist mit Fortpflanzung? Was unterscheidet uns von der Vergangenheit? dauernder Fortschritt kann es nicht sein, wenn wir immer noch den Adel anhimmeln.

Alles etwas zu anthropoligisch, nicht wahr? Aber jetzt mal ehrlich: Wenn jeder nur auf sich gestellt wäre und sich so benimmt: Was kann da raus kommen? Der Wunsch nach Macht würden die Realisten sagen. Die Idealisten glauben an den lernenden und Normen setzenden Menschen - letzlich auch eine Spielart des Realismus. Die grundsätzliche Frage wäre, ob wir uns sozial weiterentwickeln - und das sogar in globalem Maßstab!

Ich empfinde Komfort und Luxus im Sinne von technischem Fortschritt nicht als Entwicklung: Nur weil ich eine Atombombe, eine Waschmaschine oder ein Automobil habe, entwickele ich mich sozial nicht weiter. Es bleibt zwischenmenschliche Kultivierung, die zu gesellschaftlichen Fortentwicklung nötig ist.

Auch die anthropoligischen Konstanten Fortpflanzung, Spiel und Nestbau müssen auf den Prüfstand: Haben die sich weiterentwickelt? Für die Fortpflanzung braucht es Zustimmung. Dieses erodiert jedoch bereits in einigen Industrieländern durch die Pornofizierung (Es gibt sogar eine australische Facebook-Gruppe, die dieses offen bestreitet). Der Nestbau hat sich teilweise in das Internetz verlagert: gemeinsame Photoalben, gemeinsame Blogs, fixe Fraundeskreise, phänomenologische Räume gefüllt mit Stroh, Wandfarbe und Glucken, die einen heimelig umgeben: eine neue Qualität! Hier tut sich auf jeden Fall etwas. Das Spiel, das Ludische: die Möglichkeiten haben sich vervielfältigt.. ist das Spielen noch sozial? Ich weiß es nicht..  der ritualisierte Kampf gegeneinander scheint hier zumindest einer Ideologie des Egoismus nicht entgegenzustehen. Letztlich ist es meistens ein Spiel der 'Macht über': außer es ist Glücksspiel.

Also: Gibt es etwas, nach dem wir Einzelnen streben außer Luxus, Macht und Einheirat in den Adel? Alle drei Aspekte sind für viele Verirrte wohl Hinweise oder Bedingungen für "Unabhängigkeit". Diese Ansicht ist natürlich unglaublich unaufgeklärt und unemanzipiert.

Wieviel investiert man täglich noch wirklich in die trans- und supra-individuelle Kultivierung von Dingen, die nicht in dieses Scheinbild von Unabhängigkeit fallen, frage ich Euch? Welche Art von Sozialem produzieren wir? Reicht es dem Menschen auf Dauer, Fortpflanzung und Nestbau zu ästhetisieren? Hört sich für mich sehr primitiv an.. reduzieren wir unser soziales Verhalten darauf? Also mal ganz nietzscheanisch formuliert: Welche Differenz zum Tiere und auch zum Menschen der Vergangenheit versucht Ihr oder erkennt ihr in Euch?

Der Begriff "Social Media" ist zumindest eine gewisse Augenwischerei, da es zunächst auf die Kultivierung von Sozialem ankommt. Alles andere ist realistisches Netzwerken und Brautschau ergänzt durch neue Formen des Nestbaus. Die ersten beide Aspekte verweisen auf den Wunsch nach Zugehörigkeit zu angeblich "Besserem" früher genannt "Adel".

Dass wir die Abstammungs-Chauvinisten wie Guttenberg nicht zwingen, ihr "von" abzulegen, wenn sie in ein staatliches Amt kommen, ist hier ein weiteres Symptom. Das ist eine Frecheit und kein Name für einen Demokraten, der sich unter gleichen Menschen fühlt. Wir sind doch keine Pseudo-Demokratie, wie die Briten, die Spanier oder andere Aufschauer: das ist zumindest mir zu schizophren. Ein seltener Respekt Richtung Österreich: Eure Habsburg-Monarchen sind am Arsch, und das ist richtig so. Ihr verhöhnt sie sogar im Fernsehen! Hochachtung.. auch die Franzosen haben so einige Köpfe ihrer Leviathane rollen lassen. Ich will nicht zurück in eine Eliten-Eugenik à la Sarazin.. nichts anderes passiert aber in unserer sich züchtenden und arisierenden Gesellschaft..

Zeit: dunkele Zeiten
Zustand: aufgeklärt

Anlass: Der letzte hiesige Beitrag und mein tiefer Blick ins Glas

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